Fördermittel: Auf Initiative des Verein International hat die Stadt Bünde Fördermittel des Landes-Programms "Komm-an-NRW" beantragt, um die Flüchtlings-Schwimmkurse zu finanzieren. Zwei Kurse können so in diesem Jahr stattfinden.

Von Anne Webler

Bünde. Der Verein International möchte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in diesem Jahr zwei Schwimmkurse für Geflüchtete anbieten. Im Integrationsrat hatte er deshalb vor zwei Wochen einen Antrag auf Finanzierungshilfe aus dem Budget des Integrationsrates gestellt. Inzwischen steht fest, dass die Kurse aus dem Landes-Förderprogramm "Komm-An-NRW" bezuschusst werden. Bei einigen Mitgliedern des Integrationsrates sorgte der Antrag des Verein International für großen Unmut.

"Jeder Mensch sollte schwimmen können", sagte Ulrich Papke, stellvertretender Vorsitzender des Verein International, in der Sitzung des Integrationsrates. In anderen Ländern sei es nicht üblich, in der Schule Schwimmunterricht zu erhalten. Ein im vergangenen Jahr zusammen mit der DLRG angebotener Schwimmkursus sei auf großes Interesse gestoßen. Alle Teilnehmer erreichten das Seepferdchen, zwei konnten das Bronzeabzeichen erwerben.

Die zwei Kurse in diesem Jahr richten sich an weibliche und männliche Geflüchtete, pro Kursus können maximal acht Teilnehmer an 12 Terminen á 45 Minuten schwimmen lernen. Der Kurs kostet pro Person 70 Euro, bei voller Auslastung beider Kurse entstehen Gesamtkosten von 1.120 Euro.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Georg Kruthoff erinnerte daran, dass der Rat der Stadt Bünde im Dezember beschlossen habe, dass der Verein International über die Förderung von 9.200 Euro pro Jahr für die Flüchtlings-Sprachkurse drei Jahre lang keine weitere Förderung erhält. "Ich bin enttäuscht über diesen Antrag", sagte Kruthoff. Auch Norbert Darnauer (UWG) sprach sich gegen eine Förderung der Schwimmkurse aus. "In Bünde gibt es Migranten 1. und 2. Klasse", sagte er. Für die Neuankömmlinge werde viel getan, für die, die schon länger hier seien, nichts.

Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst wies auf das Landes-Förderprogramm "Komm-an-NRW" hin, welches den Kommunen im Kreis Herford pro Jahr 99.000 Euro zur Verfügung stellt - sofern sie entsprechende Anträge stellen. Im Jahr 2016 habe Bünde aus diesem Topf 30.000 Euro bekommen, die habe die Stadt für die Ausstattung der Stadtteilbüros und die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit verwendet.

In 2017 habe Bünde 11.000 Euro für die Flüchtlingsarbeit erhalten, in diesem Jahr bekomme die Stadt ebenfalls 11.000 Euro. Der Betrag sei der Stadt mündlich zugesagt, Bohnhorst rechnet "in den nächsten Tagen" mit dem schriftlichen Bescheid.

Die Kosten für die Flüchtlings-Schwimmkurse habe die Verwaltung in den Antrag auf Mittel aus der "Komm-an"-Förderung aufgenommen. Die Fördermittel schütte das Land zunächst an den Kreis aus, bei diesem habe die Stadt Bünde den Antrag gestellt.

Die Schwimmkurse seien eine von mehreren Maßnahmen, für die die Stadt Mittel beantragt habe, sagte Bohnhorst. Angedacht sind außerdem Deutsch-Unterricht für Frauen mit Kinderbetreuung, ein Kreativangebot für Kinder im Stadtteilbüro, eine Lerngruppe für Grundschulkinder, offene Begegnungsgruppen in den Stadtteilbüros, Einzelbegleitungen, eine Fahrradwerkstatt sowie Sprach- und Computerkurse. Pro Projekt und Monat könne die Stadt aus den 11.000 Euro bis zu 250 Euro zuschießen. Viele Maßnahmen seien jedoch günstiger.

Flüchtlingsgeschichten: Familie Fawal wollte zu Jahresbeginn mit dem Zug nach Rheine fahren. Sie kaufte sich ordnungsgemäß ein Gruppenticket - und hat jetzt trotzdem Ärger

Bünde. Zug gefahren waren sie schon häufiger. Nach Bielefeld oder auch mal ins Ruhrgebiet. Ihre Fahrausweise hatten sie jedes Mal am Automaten im Bünder Bahnhof gezogen. Nie gab?s Probleme. Für einen gemeinsamen Ausflug nach Rheine kaufte sich Familie Fawal am 4. Januar erstmals ein Gruppenticket am Schalter - und setzte sich damit ruhigen Gewissens in den Zug. Dann kam die Kontrolleurin.

Yasser Fawal, sein Sohn Ibrahim und seine Frau Ibtisam können heute noch nicht glauben, was da über sie hereingebrochen ist. Alle drei sitzen mit Post von der Polizei auf ihrem Sofa im kleinen Wohnzimmer. "Anhörungsbogen", "polizeiliche Ermittlungen", "1.000 Euro Strafe" - lauter Worte, die ihnen Sorge bereiten. Daneben sitzt Maria Bürger-de Castillo, die dieser und anderen Flüchtlingsfamilien in bürokratischen Angelegenheiten zur Seite steht. "In diesem Fall habe ich aber gedacht, ich schalte mal die Presse ein", sagt Bürger-de Castillo.

Familie Fawal kommt aus Syrien und ist seit zwei Jahren in Deutschland. Vieles haben Eltern und Kinder in dieser Zeit schon gelernt, andere Dinge noch nicht. Mit dem Deutsch hapert es noch ein wenig. Und dass man in manchen Fällen seinen Fahrausweis selbst entwerten muss, wussten sie auch nicht. "Das hat man ihnen halt nicht gesagt, weder in den Integrationskursen, noch am Schalter in Bünde", sagt Maria Bürger-de Castillo und zuckt mit den Schultern.

Zurück zum Tag der Reise: Als kurz vor Rheine die Fahrkarten kontrolliert wurden, fiel Familie Fawal aus allen Wolken. Ihre Papiere sollten sie zeigen, ihre Tickets seien ungültig, dreimal 60 Euro wegen Schwarzfahrens sollten sie zahlen, das Angst-Wort "Polizei" fiel. 

In Rheine auf dem Bahnsteig standen die Beamten denn auch schon und nahmen die Gruppe in Empfang. Und Familie Fawal wusste noch immer nicht so richtig, was sie überhaupt falsch gemacht hatte. Freundlich seien weder die Beamten noch die Kontrolleurin gewesen. Die Polizisten hätten sich mit dem Hinweis verabschiedet, dass bald Post von ihnen ins Haus flattern würde.

Familie Fawal - mittlerweile kennen alle drei das Wort "entwerten" - schaltete Helferin Maria Bürger-de Castillo ein. Die setzte am 14. Januar ein Schreiben an die "Westfalenbahn" auf und schilderte die Vorkommnisse. Auf die Antwort des Unternehmens wartet sie bis heute.

Stattdessen kam am 25. Januar - wie angekündigt - Post von der Polizei. Ein Brief für jedes Familienmitglied. Die drei sehen sich außerstande, einen solchen Anhörungsbogen auszufüllen, Bürger-de Castillo wird das übernehmen.

Aber dass es überhaupt soweit kommen muss, das kann die Lehrerin im Ruhestand nicht nachvollziehen. "Sowohl die Kontrolleurin als auch die Polizei hätten da doch mit einem gewissen Fingerspitzengefühl agieren können", findet die Bünderin.

´ Die NW hat gestern versucht, bei Polizei oder Westfalenbahn jemanden zu erreichen, der zu dem Fall etwas sagen kann - vergeblich.

Von Stefan Boscher

Was hat die letzte Ratssitzung in diesem Jahr gezeigt? Vor allem, dass bei einer Summe von 2.200 Euro die ideologischen und grundsätzlichen Differenzen zwischen den verschiedenen Parteien zu groß sind, als dass sich CDU, SPD, Grüne, FDP und UWG auf einen gemeinsamen Weg einigen könnten. Wie wird es da erst bei den Millionensummen aussehen, über die der Stadtrat im kommenden Jahr entscheiden wird?
Hintergrund ist die Diskussion und das anschließende überraschende Abstimmungsergebnis bei der Bezuschussung des Vereins International. Die Frage: Soll die Stadt 7.000 Euro im Jahr geben, wie es CDU, FDP und UWG vorgeschlagen haben? Oder 9.200 Euro, wie die SPD es gefordert hat? Am Ende und nach einer 30-minütigen Diskussion hat sich die SPD überraschend durchgesetzt - auch, weil ein UWG-Mitglied nicht seiner Fraktion gefolgt ist und beim Auszählen der Stimmen eine Person vergessen wurde.
Dabei hatten beide Seiten durchaus nachvollziehbare Argumente für ihre jeweilige Position: Die SPD hob auf das besondere Engagement bei der Flüchtlingsarbeit durch den Verein an, das zudem der Stadt noch jede Menge Geld spare. Der CDU ging es um die Gleichberechtigung aller Vereine in der Stadt.
Ob die inhaltlichen Differenzen von Dauer sein werden? Vermutlich dürften die Ratsmitglieder schon beim traditionellen Essen nach der Sitzung wieder miteinander gesprochen haben - über die Parteigrenzen hinweg.
Vielleicht wurde bei dieser Gelegenheit auch schon ein Blick nach vorn geworfen, auf ein schwieriges Jahr 2018, in dem es viele Entscheidungen geben wird, die die Zusammenarbeit der Fraktionen erfordern werden, denn: Es stehen Millionen-Ausgaben unter anderem fürs Freibad und den Bahnhof an. Dagegen wirkt die 2.200 Euro-Entscheidung vom vergangenen Dienstag wie eine Kleinigkeit. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Wettbewerb: Für die Vermittlung von Medienkompetenz an Flüchtlinge wurde der Bünder Verein von der PSD-Bank mit einem Preisgeld von 2.000 Euro ausgezeichnet

Bünde (jw). Der Verein International engagiert sich schon seit den 1980er Jahren für die Gleichberechtigung aller Menschen in Bünde. Für die Vermittlung von Medienkompetenz an Flüchtlinge erhielten sie jetzt von der PSD-Bank Westfalen-Lippe 2.000 Euro.

Seit mittlerweile elf Jahren fördert die Bank gemeinsam mit der Neuen Westfälischen als Medienpartner herausragendes bürgerschaftlichen Engagement mit insgesamt 50.000 Euro. Das Thema der Bürgerprojekte war dieses Mal "Kompetent und fair in der digitalen Welt". Für die einzelnen Projekte konnte im Internet abgestimmt werden. Mit 763 Stimmen landete der Bünder Verein auf dem 11. Platz.

Unter den Siegern sind noch zwei weitere Projekte aus dem Kreis Herford: Femina Vita Mädchenhaus Herford und das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis Herford wurden mit 3.000 Euro ausgezeichnet.  Aus Ostwestfalen-Lippe reisten so insgesamt sieben Organisationen nach Münster, um dort das Preisgeld von Norbert Kerkhoff, Vorstandsmitglied der PSD-Bank, entgegen zu nehmen.

Der Verein International führt Deutschkurse für Geflüchtete durch. Als Lehrkräfte sind zwei Studierende der Uni Bielefeld mit dem Fach Deutsch als Zweit-Fremdsprache eingesetzt. Um den Teilnehmenden eine Vertiefung des Lernstoffs außerhalb des regulären Unterrichts und die Kommunikation mit Angehörigen in den Herkunftsländern zu ermöglichen, wurden sechs gebrauchte Laptops angeschafft, die den Kursteilnehmern gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung gestellt wurden. In einem ersten Workshop wurden die neuen Nutzer in die Computer eingewiesen.

Im Rahmen zusätzlicher regelmäßiger Workshops sollen weitere Anwendungsbereiche der digitalen Nutzung erschlossen werden. "Dabei wollen wir auch die Gefahren und Risiken des Internet für den Verbraucher in den Blick nehmen," , heißt es vom Verein. Die Flüchtlinge würden auf diese Weise ihre Lern- und Kommunikationsmöglichkeiten deutlich erweitern und ihre individuelle Qualifikation im Hinblick auf eine spätere schulische oder berufliche Verwendung verbessern.

 

Wertvolle Unterstützung: Der Verein International freut sich über zehn Laptops von der Sparkasse, die für Workshops mit Flüchtlingen genutzt werden sollen

"Die Geräte wurden bislang von unseren Mitarbeitern benutzt, sie sind voll funktionsfähig", sagt Siegfried Lux von der Stiftung der Sparkasse Herford, der die Laptops im Stadtteilbüro Bünde-Mitte an den Verein International übergab. "Wir stellen sie gerne zur Verfügung. Technik und Sprache sind wichtige Bausteine zur Integration", so Lux.

Die Rechner sollen in Kürze mit einem Linux-Betriebssystem ausgerüstet werden und dann den Teilnehmern eines seit April laufenden Workshops zur Verfügung gestellt werden. "Der Schwerpunkt liegt auf Integration durch Medienkompetenz. Die Teilnehmer sollen Deutsch lernen. Mit den Computern wollen wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten, wir haben nichts zu verschenken", betonen Dors-Lothar Prokob, der den Kurs leitet und Winfried Keller vom Verein International. Daher müssen die Flüchtlinge auch eine Teilnahmegebühr zahlen; auch um eine gewisse Kontinuität und Verbindlichkeit zu gewährleisten. 

Der Kontakt zur Sparkasse war über Alfons Urner, engagierter ehrenamtlicher Mitarbeiter der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln zustande gekommen. "Ich habe dann den formellen Antrag bei der Sparkasse für die Jugendhilfe Schweicheln gestellt", sagt Lisa Horn von der Jugendhilfe Schweicheln, seit September dieses Jahres Ansprechpartnerin und Koordinatorin für ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingshilfe.

Der Verein International ist zudem noch auf der Suche nach einer Honorarkraft mit technischem Verständnis und Sozialkompetenz, die einen Workshop leiten könnte.