Treffpunkt: Das Café International trifft sich jeden Donnerstag und lädt besonders Flüchtlinge auf Tee und Kuchen ein. Jetzt feierte das Café Frühlingsfest

Bünde (neb). Es gibt sie immer noch: Situationen, in denen Flüchtlinge aufgrund ihrer Hautfarbe oder Sprache benachteiligt werden. Der "Verein International" setzt sich seit über 20 Jahren für Emanzipation der Flüchtlinge und Migranten ein.

Durch Sprachkurse, Helfen beim Ausfüllen von Formularen, Hilfe bei der Wohnungssuche und weitere Aktivitäten hilft der Treffpunkt, dass sich die Flüchtlinge in der Zigarrenstadt besser zurechtfinden. Jeden Donnerstag trifft sich der Verein im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, wo das Ganze seit dem Umzug im März stattfindet, in der Bünder Innenstadt zum "Café International". 

Diesmal lud das Helferteam, wie sich die Mitarbeiter des Vereines nennen, zum Frühlingsfest. Es gab Hüpfburgen und Kinderschminken. Daran durften sich die Flüchtlinge auch selbst beteiligen. Beispielsweise brachte die 28-jährige Nitifa eine Gebäck-Spezialität aus ihrem Heimatland Tadschikistan mit. 

Des Weiteren hatte jeder die Chance, ein Kärtchen zu beschriften und dieses an einen Luftballon gebunden gen Himmel zu schicken. "Sie dürfen dort ihre Wünsche und Träume aufschreiben und an den Himmel senden", erklärte Team-Mitglied Dagmar Brachmann. Und davon gab es sicher jede Menge.

 

 Verein International jetzt im Dietrich-Bonhoeffer-Haus

 Von Thomas Klüter

Bünde (WB). Eine neue Kita wird im Jugendheim in Ennigloh entstehen. Die Räume, die bisher vom Verein International für die Hilfe für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung genutzt wurden, stehen den freiwilligen Helfern nicht mehr zur Verfügung. Jetzt hat der Verein ein neues Zuhause im Dietrich-Bonhoeffer-Haus gefunden und feierte das mit vielen Besuchern.

Die Schrecken der Flucht und die Probleme mit den Behörden hier in Deutschland schienen fast vergessen auf dem Frühlingsfest des Vereins International in und rund um das Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Kinder rutschten lachend die aufblasbare Riesenrutsche des Atlantis-Spielmobils herunter, junge Männer versuchten am Tischkicker Tore zu schießen, überdimensionale Seifenblasen flogen durch die Luft und gemeinsam hatten Helfer und Besucher ein Buffet mit Leckereien aus verschiedenen Ländern vorbereitet. 

Frühlingsfest des Vereins International

  Foto: Thomas Klüter

In Gesprächen wurde aber deutlich, dass der Alltag anderes aussieht. Täglich bitten Menschen die 20 freiwilligen Helfer um Unterstützung. Bei Alltagsproblemen helfen die Vereinsmitglieder, bei der Wohnungssuche, bei Anträgen für das Jobcenter, sie informieren über Gefahren im Internet, geben Deutschkurse, verkaufen Fahrräder für einen geringen Kostenbeitrag und reparieren sie oder setzen sich mit Behörden auseinander, um einen Familiennachzug zu ermöglichen. 

Die neuen Räume bieten da zumindest jeden Donnerstag zwischen 14 und 17 Uhr beim Café International eine gemeinschaftliche Abwechslung. 

Freiwillige gesucht

Zur Unterstützung kann der Verein gut noch freiwillige Helfer gebrauchen, da drei krankheitsbedingt ausgefallen sind. Auch sucht das Team Interessierte, die Spaß daran haben, sich regelmäßig mit einem der neuen Bünder zusammenzusetzen und über Alltägliches zu diskutieren. Dadurch soll mehr Routine und Sicherheit in den Umgang mit der deutschen Sprache kommen.

 

 

 

Benefiz-Veranstaltung: Fadi Youssef, Flüchtling aus Syrien, spielt demnächst Geige im Ergo Vivamus - zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International. Über die Musik als Therapieform für Künstler und Publikum

Von Maria Bürger de Castillo

Bünde. Viele sehen Flüchtlinge als Ursache so mancher Probleme an, die uns im Moment belasten. Bei einer Veranstaltung am Samstag, 21. April, 20 Uhr im Ergo Vivamus stellt sich der syrische Flüchtling Fadi Youssef als jemand vor, der eine Bereicherung ist. Als exemplarisches Beispiel dafür, dass die Flüchtlinge den Menschen hier mehr bieten können als das, was im Bewusstsein vieler beherrschend ist.

Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen sind gar nicht so selten, wenn man viel Kontakt mit Flüchtlingen hat. Man kann sich kaum vorstellen, dass auch Fadi Youssef erst vor knapp drei Jahren den Schrecken, die seine Heimat zerstörten und zerstören, entkommen ist. Man mag sich fragen: Inwieweit ist er noch innerlich beschäftigt mit den Themen von Krieg, Tod und Zerstörung? Gerettet hat er sich durch die Flucht nach Deutschland, er konnte in Bünde zuerst seinen Vater, dann auch Mutter und zwei Geschwister finden. Heilung sucht und findet er in seiner Musik. 

Sind wir darum häufig so abweisend gegenüber den Flüchtlingen, weil sie uns an das erinnern, was wir längst abgelegt zu haben glauben? Sie bringen Erfahrungen mit, wie sie unsere Vorfahren vor drei Generationen im Zweiten Weltkrieg und danach gemacht haben. Sie betreffen in unserer Gegend jede Familie. 

Vor drei Generationen gab es zwölf Millionen deutsche Vertriebene und Flüchtlinge. Wie gegenwärtig die Erinnerung daran ist, kann man manchmal unter Senioren erleben: Was war schlimmer, der Verlust von allem Besitz in Schlesien und die anschließende Flucht aus Schlesien oder die Angst in den im Bunker zugebrachten Bombennächten im Ruhrgebiet? Wir Jüngeren wollen weder an die Täter- noch an die Opferrollen unserer Großväter erinnert werden. 

Dann gibt es die Bürger, die sich um Flüchtlinge kümmern. Die ihnen helfen bei ersten Schritten, bei Behördengängen, beim Sich-Zurechtfinden in neuer Umgebung. Sie organisieren Deutschkurse und Möglichkeiten, Brücken zwischen Fremden und Einheimischen zu bauen.

Einen großen Anteil an dieser Arbeit hat in Bünde der Verein International auf sich genommen. Seit drei Jahren ist er in diesem Feld tätig, besonders durch das Café, das jeden Donnerstag von 14 - 17 Uhr zuerst in Ennigloh und jetzt im Bonhoeffer-Haus stattfindet. Überdurchschnittlich repräsentiert sind bei dieser Arbeit Menschen, die selber die Erfahrung von Flucht und Vertreibung als Kinder gemacht haben. 

Auch das Ergo Vivamus an der Mathilde-Mayer-Straße ist ein solcher Ort des Brückenbaus im Felde der Gesundheit im weitesten Sinne. Zahlreiche Kurse, die zu Bewegung und Tanz einladen, und kulturelle Angebote dienen häufig wohltätigen Zwecken. Am 21. April bietet es dem jungen Künstler Fadi Youssef den Raum, gemeinsam mit einem Freund am Klavier und auf der Geige zu improvisieren und auch ein Lied aus der Heimat zu singen. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International gebeten.

Die hoffentlich zahlreichen Besucher können sich von Fadi Youssefs Musik verzaubern lassen und spüren, wie seine Geige nicht nur frische Traumata bei ihm selbst heilen kann, sondern auch unsere eigenen uralten - wenn wir sie uns bewusst machen und den Raum der Heilung für sie öffnen. 

´ Maria Bürger de Castillo, Autorin dieses Textes, engagiert sich selbst sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe.

 

Benefiz-Veranstaltung: Flüchtling Fadi Youssef spielt ein Konzert und sammelt Geld für den Verein International

Von Maurice Arndt

Bünde. Er singt auf Deutsch und Arabisch. Er spielt Gitarre, Geige, Klavier und Oud - und er kann keine Noten lesen. Dennoch spielte Fadi Youssef, der aus Syrien geflüchtet ist, im Ergo Vivamos ein Konzert und sammelte nebenbei noch Geld für den Verein International.

"Ich mache schon immer Musik", erklärte Youssef. 2002 habe er sein erstes Instrument gelernt und sich seitdem immer wieder an Neuem probiert. Das Besondere: "Ich habe mir alle Instrumente selber bei gebracht - ohne irgendwelche Tipps oder Erklärungen." Viel Zeit und Arbeit investiert er in die Musik aber erst seit er vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. 

In Deutschland hat er nämlich Simon van den Berg kennengelernt. Van den Berg ist ebenfalls Musiker und musikalisch mittlerweile kaum noch von Youssef zu trennen. Denn: Der Syrer spielt teilweise in der Band von van den Berg. Andererseits ist van den Berg Mitglied in einer arabischen Band des Flüchtlings und bei Solo-Auftritten von Youssef ist van den Berg auch meistens dabei. Gemeinsam spielen die Beiden nahezu jede Musikrichtung: "Jazz, Metal, arabischer Pop, Rock", zählt van den Berg einige Beispiele auf.

Und alles ganz ohne Noten. "Könnte ich Noten lesen, hätte ich Musik studiert", meinte Youssef. So ist er nun aber Zahntechniker geworden. "Etwas komplett anderes - ich weiß", der Syrer lachend. 

Dafür kann er sich bei der Musik allerdings voll und ganz auf sein Gespür verlassen. "Ich weiß jetzt schon nicht mehr, was ich gerade gespielt habe", sagte er beispielsweise, während seines Auftrittes. Die Nummern, die er ohne Gesang spielt, sind nämlich gänzlich improvisiert. Die Lieder mit Gesang sind zumindest Abwandlungen von bereits komponierten Liedern.

Bemerkenswert ist der Gesang des Flüchtlings, der lediglich anderthalb Monate auf die Sprachschule gehen konnte. "Alles Weitere habe ich mir selber beigebracht", so Yousef. Und wie die selbst erlernten Instrumente, beherrscht er mittlerweile auch die deutsche Sprache so gut, dass er mit ihr Konzerte singen kann.

Während des Konzertes im Ergo Vivamos sammelte Youssef Geld für den Verein International, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Der Verein stellte die Verbindung zwischen dem Künstler und den Betreibern des Saals her und ermöglichte so das Konzert. Das Ergo Vivamos spendet alle Getränke-Einnahmen an die SOS-Kinderdörfer.

 

Zum Artikel "Verein International soll stärker kontrolliert werden" (NW vom 26. März) über den Antrag der Liste Pro Integration schreibt uns diese Leserin:

Da stelle mer uns ma janz dumm, heißt es in der Feuerzangenbowle, als es darum geht, eine Dampfmaschine zu erklären. Im täglichen Miteinander mit Menschen aus anderen Ländern habe ich besonders in den letzten drei Jahren mich darin geschult, komplizierte Sachverhalte in einfaches Deutsch zu übersetzen.

Also, stellen wir uns mal ganz dumm: Es gibt Menschen, die gern schwimmen lernen möchten, aber kein Geld haben, einen Kurs zu bezahlen.  Was tut der Verein, der diesen Menschen helfen möchte?  Schickt er seine ehrenamtlichen Helferinnen ins kalte Wasser, damit sie afghanischen Männern das Schwimmen beibringen? Nein, das tut er nicht.

Sondern? Er stellt einen Antrag. Wozu? Er möchte, dass die Stadt Bünde das Geld vom Land Nordrhein-Westfalen bekommt.  Was macht er mit dem Geld?  Steckt er sich das in die eigene Tasche? Nein, er bezahlt einen Schwimmlehrer dafür, dass er den Leuten das Schwimmen beibringt.

Wo findet er einen solchen Schwimmlehrer? In seinem eigenen Verein? Nein, er geht ins Hallenbad, dahin, wo geschwommen wird, da gibt es einen anderen Verein. Wann macht er das? Natürlich erst, wenn er weiß, ob er das Geld auch kriegt. Weitere Fragen?

Maria Bürger-de Castillo, 32257 Bünde