Selbstverständnis und Geschichte des Vereins
Der Verein wurde am 10. Juli 1987 gegründet. Sein vollständiger Name lautet:
Verein zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit – International Bünde e. V.
Die Gründung in den 80er Jahren war der politische Ausdruck einer gesellschaftlichen Notwendigkeit auf kommunaler Ebene. Einige engagierte Menschen mit sozialkritischem Hintergrund und solidarischem Anspruch haben ganz deutlich gesehen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, in dem Menschen internationaler Herkunft leben und arbeiten, die alle das gleiche Recht haben müssen, am Leben der demokratischen Gesellschaft beteiligt zu werden.
Ganz im Sinne dieses Grundverständnisses der politischen internationalen Arbeit können wir heute auf einen bewegten Verlauf unserer bisherigen Vereinsgeschichte zurückblicken. Unser Thema war dabei immer wieder die häufig diskriminierende soziale und politische Situation ausländischer InländerInnen in Deutschland, sowie die Lage in den jeweiligen Heimatländern, oft geprägt durch Rassismus, Kriege, Armut, fehlende Perspektiven, Unterdrückung, Ausbeutung, systematische Ungerechtigkeiten und – nicht zuletzt - durch bundesdeutsche Außenpolitik.
Seit der Gründung bemüht sich der Verein intensiv allen Vereinsmitgliedern und deren Familien, sowie Flüchtlingen und ausländischen InländerInnen in Bünde bei persönlichen und sozialen Fragen und Problemen solidarisch zur Seite zu stehen und sie beratend und praktisch zu unterstützen.
Ganz wichtig ist uns Interessengruppen bei ihrer Selbstorganisation zu unterstützen. So haben sich im Laufe der Jahre unter dem Dach des Vereins folgende Gruppen regelmäßig getroffen: Türken, Kurden,Eritreer, Tamilen, Albaner und Roma aus Ex – Jugoslavien. Auch die alevitische Gemeinde Bünde hat ihren Anfang in unserer Mitte genommen.
Während in den Anfangsjahren Arbeitsmigranten, ihr Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe, die Arbeit des Vereins prägten, besteht seit dem Jugoslavienkrieg und besonders seit dem seit Jahren andauernden Syrien – Konflikt unser Hauptbetätigungsfeld aus Arbeit mit und für Flüchtlinge.
Die verschärften Asylgesetze ab 1993 und die augenblicklich ( Ende 2015 ) angedachten Änderungen ver- anlassen uns zu fortlaufender politischer Einflussnahme. Der Versuch Abschiebungen zu verhindern ( oft mit Erfolg ) ging damit einher.
Ein Ausdruck der Würdigung unserer Arbeit war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Heinz Schmidt, unseren langjährigen Vorsitzenden im Jahr 1997.
1988 haben der Verein, der DGB, der Alevitische Kulturverein Bünde und der Verein Jugendzentrum be- gonnen den 1. Mai als internationalen Tag der Arbeit im Maikomitee gemeinsam zu organisieren und zu feiern.Hier ging es hauptsächlich um die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt, die mangelnden beruflichen Perspektiven der betroffenen Jugendlichen sowie die Situation der Arbeitslosen im Zuge der Hartz-IV-Gesetze und ihrer Folgen, aber auch immer um internationale Fragen, Krieg und Frieden und Völkerver- ständigung. Im Laufe der Jahre sind immer wieder gemeinsame politische Aktivitäten sowie politische Veranstaltungen zu aktuellen Themen organisiert worden. Konkrete Massnahme war die Einrichtung einer Hartz-IV-Beratungsstelle, um Betroffenen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Neben der politischen Arbeit wurde das menschliche Zusammenleben durch Familienfeste und kulturelle Feste intensiv gepflegt. Fussballturniere wurden organisiert und begleitet,Tanzgruppen wurden eingerichtet, einschließlich die Hip-.Hop-Gruppe der Roma Jugendlichen. Das Meistern des Alltagslebens in beengten Asylunterkünften spielte eine große Rolle. Der Einsatz von Ulrich Papke in diesen beiden Bereichen war und ist bis heute kaum zu beschreiben und nicht wegzudenken.Durch die engen Kontakte mit MigrantInnen wurde es immer wieder klar, dass Behördengänge eine große Hürde für sie waren. So wurde Begleitung organisiert um die Kommunikation zwischen beiden Seiten zu erleichtern.
Unser Verein unterstützt antifaschistische Arbeit aller Art, insbesondere der Jugendlichen. Dazu gehört auch eine ideelle und materielle Förderung der Arbeit der Gruppe Netzwerk am Gymnasium am Markt, die seit 1999 die Geschichte der in Bünde ausgelöschten jüdischen Gemeinde erforscht und vor allem einen Dialog zwischen den Generationen ermöglicht. Ebenso ist unsere Teilnahme an der Gedenkstunde zur Reichspro- gromnacht am 9, November 1938 am Mahnmal am Markt selbstverständlich.
Nach dem Abriss unseres Domizils in der Grundschule Spradow suchten wir Ersatz, nicht nur für unsere wöchentlichen Arbeitskreissitzungen ( jeweils Dienstags um 19:30 Uhr ), Den fanden wir im Jugendheim Bünde Ellersiekstr. 65. Wir wollten auch weiterhin Platz haben für Tanzgruppen, Musikgruppen, Treffen für interessierte Kandidaten des Integrationsrates, muttersprachlichen Unterricht mehrmals im Jahr, Informationsabende zu Situationen im Kosovo, Eritrea, Kurdistan, zu Fragen des Ausländerrechts wie zur Abschiebungssituation. Familienfeste sollten zweimal im Jahr stattfinden, sowie die Newrozfeier der Kurden im März, das Opferfest ( Kurban Bajram ) einen Monat nach dem Ramadanende.Trauerfeiern fanden gelegentlich auch in den Vereinsräumen statt, wenn die Unterkunft der Trauernden zu beengt war.
Mit der wachsenden Anzahl von Flüchtlingen im Jahr 2014 wurde die Idee geboren einmal wöchentlich ein offenes Cafe für Flüchtlinge anzubieten, das zugleich eine Kontaktmöglichkeit für Unterstützung anbietende Bünder Bürger sein sollte.
Im Juli 2014 erschütterte uns die Nachricht vom plötzlichen Tod unseres 1. Vorsitzenden Ali Karaton. Mit ihm verloren wir einen Freund und Mitstreiter für eine gerechtere Welt. Mit Yilmaz Kaya fanden wir einen würdigen Nachfolger, der zusammen mit den im letzten Jahr hinzu-gekommenen überaus engagierten Mitgliedern die vor uns liegenden Aufgaben meistern wird.
Allgemeine Ziele des Vereins
Der Verein will grundsätzlich ein respektvolles und solidarisches Zusammenleben sowie persönliche Freundschaften zwischen deutschen und auslandischen Inländern fördern. Die allgemeine Zielsetzung ist eine soziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Gleichberechtigung der Menschen. Den konkreten Handlungsrahmen der Vereinsarbeit liefern die gesellschaflichen Verhältnisse auf kommunaler Ebene in Bünde und Umgebung.