Einstimmige Entscheidung des Jugendhilfeausschusses für den Umbau des Jugendheims Ennigloh. Café International möchte ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus umziehen

Von Björn Kenter

Bünde. Der Weg für die Einrichtung einer Kindertagesstätte im Jugendheim Ennigloh zum 1. August nächsten Jahres ist frei. Der Jugendhilfeausschuss sprach sich in seiner Sondersitzung am Donnerstagabend einstimmig dafür aus, die Verwaltung zu beauftragen, entsprechende Abstimmungsgespräche mit den Kommunalbetrieben Bünde und dem Kirchenkreis Herford zu führen. Die Finanzierung des Vorhabens muss jedoch noch geklärt werden.

Für den Umbau des Jugendheims zu einer Kita müssen umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden. Unter anderem müssen kindgerechte Sanitäranlagen im Erdgeschoss und Dachgeschoss sowie ein Mitarbeiter-WC eingebaut werden. Auch die Herrichtung des Außengeländes wird nach Einschätzung der Verwaltung erhebliche Kosten verursachen.

Mit den bislang im Jugendheim untergebrachten Vereinen und Gruppen habe die Stadt laut dem Ersten Beigeordneten Günther Berg gute Gespräche über Alternativstandorte, unter anderem in der ehemaligen Tagesstätte an der Klinkstraße geführt. „Eine Ortsbesichtigung der Räume in der Tagesstätte wird noch folgen", kündigte Berg an.

Optimistisch zeigte sich der Erste Beigeordnete im Hinblick auf einen neuen Standort für den „Ennigloher Herbst". Auch dort seien die Gespräche mit dem Vorstand von Ennigloh aktiv sehr gut verlaufen.

Berg bedankte sich zudem für das Miteinander in den Gesprächen mit dem Verein International. Dieser hatte in einem Schreiben an die Verwaltung vor einigen Wochen betont, dass ein Umzug in die von der Verwaltung angebotenen Räume an der Kleiststraße nicht in Frage komme, da unter anderem der Zuschnitt der Räume dort für das vom Verein betriebene Café International und die damit verbundene Vielzahl an sozialarbeiterischen Tätigkeiten nicht geeignet sei.

„Der Verein hat eindeutig signalisiert, dass er der Realisierung einer Kindertagesstätte nicht im Wege stehen möchte, auch wenn er die von der Stadt angebotenen Räume an der Kleiststraße ablehnt", sagte Berg. „Es gab keinerlei Blockadehaltung, sondern konstruktive Gespräche", lobte der Erste Beigeordnete.

Ulrich Papke vom Verein International erklärte, dass der Verein stattdessen beabsichtige, in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus umzuziehen. Dort finden bereits vom Verein organisierte Deutschkurse für Flüchtlinge statt. „Wir sind in Gesprächen mit dem Kirchenkreis Herford und hoffen, dass wir bis Ende des Jahres eine Lösung gefunden haben", so Papke. Falls das nicht klappe, werde man sich um eine andere Lösung bemühen.

 

 

Neues Angebot für Flüchtlinge

 

 

Bünde (BZ). Mit einem neuen Angebot hat jetzt der Verein International seine Flüchtlingsarbeit erweitert. Die Teilnehmer eines Sprachkurses wurden mit gebrauchten Laptops ausgestattet. Ein Workshop zum Thema »Erste Schritte mit dem Laptop« sollte in die Anwendungsbereiche des Computers einführen. Dabei wurden die Geflüchteten von Diplom-Informatiker Ralf Peschke im Jugendheim Ennigloh angeleitet.
Begonnen hatte die Idee in einem Deutschkurs unter der Leitung von Studentin Mareike Bitter. Im Bonhoeffer-Haus kommen die Kursteilnehmer von montags bis freitags für vier Stunden zusammen, um Deutsch zu lernen. Da es inzwischen auch Online-Selbstlernprogrammen gibt, stellte sich die Frage nach entsprechenden Computern. Ute Fröhlich vom Verein International kontaktierte die Firma Bollmeyer, die fünf ausrangierte Laptops zur Verfügung stellte. Zur Finanzierung des Projekts hat sich der Verein beim Bürgerprojekt der psd-Bank beworben. Unter www.psd-buergerprojekt.de können Interessierte noch bis zum 4. Juli täglich ihre Stimme online zu Gunsten des Projekts abgeben.

 

 

 

 Ausschuss will erst am 13. Juli über möglichen Kita-Standort abstimmen

Von Daniel Salmon

Bünde(BZ). Beschlussfassung vertagt: Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag keine Entscheidung darüber gefällt, ob das Jugendheim in Ennigloh umgebaut und Standort einer Kita werden soll. 

Entsprechende Planungen der Stadtverwaltung hatten bei einigen Gruppen, die das Gebäude an der Ellersiekstraße nutzen und umziehen müssen, im Vorfeld für Irritationen gesorgt. Vor allem der Verein International hatte sich in der Sache zu Wort gemeldet (wir berichteten). Eine entsprechende Entscheidung soll dennoch schnellstmöglich erfolgen – und zwar in einer Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses am 13. Juli. 

Jugendamtsleiterin Karin Schäffer wies am Dienstagabend zunächst auf die Dringlichkeit der Schaffung von Kita-Plätzen in Bünde hin: »Wir hatten im März bereits mitgeteilt, das wir mit höheren Kinderzahlen rechnen müssen.« Auch in Ennigloh würden ab dem 1. August 2018 zahlreiche Eltern von Kleinkindern, die einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hätten, in die Röhre gucken – zumindest dann, wenn keine neuen Betreuungskapazitäten geschaffen würden. 

»Wir müssen was tun«, so Schäffer. Auf der Suche nach einem Standort sei die Verwaltung in der Sache auf das Jugendheim gekommen, da ein Kita-Neubau zu viele Unwägbarkeiten mit sich brächte. 

An der Ellersiekstraße könnten, wie berichtet, ab Sommer 2018 bis zu 45 Kinder betreut werden. Die Einrichtung würde als Dependance des Evangelischen Familienzentrums an der Dustholzstraße fungieren. Ein Umbau der Räume für Kita-Zwecke könnte mit Landes- und Bundesmitteln geschehen. Besonderes Augenmerk sei auf den Brandschutz zu legen. 

»Allerdings steht das Jugendheim nicht leer«, so Günther Berg, Erster Beigeordneter. Mehrere Gruppen, allen voran der Verein International, nutzen das Jugendheim. Im Zuge einer Umnutzung für eine Kita wurde der Gruppe als neuer Standort das ehemalige Gesellschaftshaus der britischen Streitkräfte an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Berg: »Mit den anderen Nutzern haben wir noch keine Gespräche geführt. Wir wollten erst ein politisches Votum abwarten. Aber auch für diese suchen wir nach Alternativen.« 

Berg würdigte die Arbeit des Vereins International und betonte, dass ein möglicher neuer Standort an der Kleiststraße für die Arbeit der Ehrenamtler besser geeignet sei als der bisherige. »Die Fläche ist größer, in Hunnebrock leben die meisten Flüchtlinge. Es bestehen eine gute ÖPNV-Anbindung und eine große Zentrumsnähe.« 

In dem Gebäude, das vergangenen Winter renoviert wurde, finden derzeit bereits Integrations- und Sprachkurse für Asylbewerber statt. Ein Umzug der Ehrenamtler müsste frühestens zum Jahresende erfolgen.

Arndt Settnik (Grüne) betonte mit Blick auf die verschiedenen Interessenlagen: »Wir sollten nichts übers Knie brechen, uns mit den Nutzergruppen des Jugendheims noch mal zusammensetzen. Aber wir müssen uns in der Sache auch ranhalten.« Ähnlich sah das Jan-Phillip Schnier für die SPD: »Wir wollen keine vorschnelle Entscheidung treffen und halten es für sinnvoll, uns in 14 Tagen noch mal mit dem Thema zu befassen.« Direkt vor der Sitzung solle dann der Ortstermin in Hunnebrock mit Vertretern des Vereins International stattfinden. 

Oliver Ulich (CDU) hätte eine Entscheidung für eine etwaige Kita-Nutzung gerne noch am Dienstagabend herbeigeführt: »Ich glaube, wir haben in 14 Tagen keine andere Faktenlage.« Verwaltungsseitig wurde dennoch der 13. Juli als Termin ins Auge gefasst. Mit 11 zu 4 Stimmen wurde die Beschlussfassung auf dieses Datum vertagt.

 

 



 

Verein International: Große Hilfe im Unterricht. Weitere gebrauchte Geräte werden gern genommen

Bünde (nw). Mit einem neuen Angebot hat jetzt der Verein International seine Flüchtlingsarbeit erweitert. Die Teilnehmer eines Sprachkurses wurden mit gebrauchten Laptops ausgestattet. Ein Workshop zum Thema "Erste Schritte mit dem Laptop" sollte in die Anwendungsbereiche des Computers einführen. Dabei wurden die Geflüchteten vom Bünder Diplominformatiker Ralf Peschke im Jugendheim Ennigloh angeleitet.

Entstanden war die Idee in einem Deutschkurs unter der Leitung von Mareike Bitter, Studierende an der Uni Bielefeld. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus kommen die Kursteilnehmer von montags bis freitags für vier Stunden zusammen, um die deutsche Sprache zu lernen.

Da es inzwischen auch Online-Selbstlernprogrammen gibt, stellte sich die Frage nach entsprechenden Computern. Mareike Bitter: "Die Geflüchteten können damit ihre Deutschkenntnisse unabhängig vom täglichen Unterricht anwenden und vertiefen. Außerdem bietet das Internet auch die Möglichkeit, den Kontakt zu Angehörigen im Herkunftsland aufrecht zu erhalten."

Ute Fröhlich vom Verein International kontaktierte die Firma Bollmeyer, die fünf ausrangierte Laptops zur Verfügung stellte. Fröhlich: "Das ist erst ein Anfang. Wir wollen damit auch Flüchtlingen die Chance geben, Medienkompetenz zu erwerben und sich in der digitalen Welt zu Recht zu finden." Zur Finanzierung des Projekts hat sich der Verein beim diesjährigen Bürgerprojekt der psd-Bank beworben. Unter der Internetadresse www.psd-buergerprojekt.de können Interessierte noch bis zum 4. Juli täglich ihre Stimme online zugunsten des Projekts abgeben.

Wer die Initiative noch mehr unterstützen möchte und über einen funktionstüchtigen Laptop verfügt, der nicht mehr gebraucht wird, findet bei Ute Fröhlich unter Tel. (0 52 23 / 30 45) eine Abnehmerin.

 Verein International nimmt zu geplanter Kita im ehemaligen Jugendheim Stellung

Bünde (BZ/sal).Wenig glücklich ist der Verein International mit dem Vorschlag der Bünder Stadtverwaltung an die Kleiststraße umziehen zu müssen, sollte das ehemalige Ennigloher Jugendheim in eine Kita umgewandelt werden.

Wie berichtet sollen sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am heutigen Abend mit dem Thema befassen. Frühestens zum 1. August 2018 könnte eine Betreuungseinrichtung als Dependance des nahegelegenen Evangelischen Familienzentrums seine Arbeit aufnehmen. 45 Kinder könnten dort unterkommen. 

Bislang nutzt der Verein die Räume an der Ellersiekstraße regelmäßig. Der von der Verwaltung ins Spiel gebrachte alternative Treffpunkt im ehemaligen »Medical Centre« stößt seitens der Ehrenamtler auf Kritik. 

»Wir unterstützen die Absicht der Stadtverwaltung, kurzfristig das Angebot an Kita-Plätzen zu verbessern, auch im Hinblick auf die große Zahl von Flüchtlingskindern. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Integration«, schreibt Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International in einer Stellungnahme. 

Er betont: »Den maßgeblichen Anteil unserer ehrenamtlichen Arbeit könnten wir am vorgeschlagenen Standort nicht weiterführen. In Bezug auf unseren Büroraum wäre eine Verlagerung in die Kleiststraße keine Verschlechterung, jedoch wären wir nicht in der Lage, den zur Zeit maßgeblichen Anteil unserer Arbeit, den Betrieb unseres Café International, an dem Standort fortzusetzen.« 

Das wöchentlich angebotene »Café« am Donnerstagnachmittag wäre in der bisherigen Form dort nicht zu ermöglichen. Papke: »Derzeit begegnen sich im Jugendheim eine Vielfalt an Religionen, Ethnien und Nationalitäten mit etwa 25 ehrenamtlichen Helfern in einem ausreichend großen Raum mit angrenzender Innen- und Außenspielfläche inklusive Sportplatznutzung.« 

Um 60 bis 70 regelmäßige Gäste in einer einladenden Atmosphäre begrüßen zu können, sei eine Küche in der Größe und Ausstattung wie im Jugendheim erforderlich. »Eine Verlegung des Treffpunkts würde die Gettoisierung des Hunnebrocker Viertels unterstützen«, betont der Vorsitzende. In Hunnebrock gebe es keinen ausreichend großen Raum. Die kleineren Räume würden vielmehr eine Tendenz zur nationalen Gruppenbildung fördern. 

Papke erklärt: »Da die langfristige Nutzung an der Kleiststraße nicht geklärt ist, würde ein Umzug wieder nur ein Provisorium bedeuten. In Anerkennung der Arbeit etlicher ehrenamtlicher Initiativen in Bünde wäre es längst an der Zeit, dass die Stadt sich Gedanken macht, an welchem Ort in Bünde bürgerschaftliches Engagement auch in Zukunft dauerhaft stattfinden kann.« 

Der Verein International appelliere daher an die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, dass keine Abstimmung erfolgt, solange keine annehmbaren Alternativen zur jetzigen Nutzung für alle beteiligten Initiativen von Bürgern und Gruppen ausgewiesen seien.