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PSD-Bürgerprojekt 2017: Der Verein International in Bünde organisiert Deutschkurse. Gebrauchte Laptops helfen bei der Vertiefung des Lernstoffes. Die Geräte helfen aber auch bei der Kommunikation mit der zurückgelassenen Familie.
Von Dirk-Ulrich Brüggemann
Bünde. Medienkompetenz für Flüchtlinge vermittelt der Verein International in Bünde. Mit dem Motto „Erste Schritte mit dem Laptop“ hat er sich beim PSD-Bürgerprojekt beworben und die Finalrunde erreicht.
Damit ist dem Verein eine Fördersumme von 1.000 Euro erst einmal sicher. Der Förderwettbewerb der PSD-Bank steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kompetent und fair in eine digitale Welt“. Insgesamt sind Förderpreise in Höhe von 50.000 Euro ausgeschrieben.
Der Verein ist von der Jury für die Finalrunde nominiert worden. Am 11. Oktober entscheidet eine fachkundige Jury über die Vergabe weiterer Fördermittel und die Auszeichnung eines oder mehrerer Leuchtturmprojekte.
Die Vereinsmitglieder bieten für Geflüchtete unter anderem Deutschkurse an. Zwei Studierende der Universität Bielefeld sind vom Verein als Lehrkräfte eingesetzt. Sie unterrichten das Fach Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache. Die Kurse schließen mit dem Sprachniveau A2 oder B1 ab. Damit die Teilnehmer den Lernstoff auch außerhalb des regulären Unterrichts vertiefen können und um die Kommunikation zu den Angehörigen in den Herkunftsländern zu ermöglichen, wurden sechs gebrauchte Laptops angeschafft. Diese Geräte können die Geflüchteten gegen ein geringes Entgelt ausleihen.
In weiteren zusätzlichen Workshops können weitere Anwendungsbereiche der digitalen Nutzung erschlossen werden. Dabei will der Verein die Gefahren und Risiken im Internet in den Blick nehmen, die sich für den Verbraucher stellen. Die Flüchtlinge sollen so ihre Lern- und Kommunikationsmöglichkeiten erweitern und ihre individuelle Qualifikation für eine spätere schulische oder berufliche Verwendung verbessern.
Der Verein International Bünde besteht seit 1987 und hat derzeit 45 Mitglieder. Wichtig für den Verein ist der Gedanke der Selbstorganisation und Selbsthilfe sowie die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten von Deutschen und Migranten, zum Beispiel durch gemeinsame Feste, Radtouren und Ausflüge. Der Verein will grundsätzlich ein respektvolles Zusammenleben sowie persönliche Freundschaften zwischen deutschen und ausländischen Inländern fördern.
Verein International sucht neue Räume und hofft auf Unterstützung
Von Hilko Raske
Bünde(BZ). Ein Sprachcafé für Flüchtlinge, Hilfe bei Alltagsproblemen – der Verein International bietet eine umfassende sozialberaterische Hilfe für Menschen mit Fluchthintergrund. Und ist sich sicher, damit auch den sozialen Frieden in Bünde zu bewahren. Nun sucht der Verein neue Räume.
Seit einigen Jahren ist der Verein im Jugendheim Ennigloh aktiv. Doch das hat bald ein Ende. In die Räumlichkeiten soll eine Kindertagesstätte einziehen. Spätestens zum Jahresende muss der Verein das Gebäude verlassen haben. Bislang konnte er hier ein Büro, einen Abstellraum und – jeweils donnerstags – den großen Aufenthaltsraum nutzen.
Bereits vor Wochen hat man deshalb das Gespräch mit dem Evangelischen Kirchenkreis und der Lydia-Gemeinde gesucht. Immerhin hat die evangelische Kirche im Stadtzentrum eine Immobilie, die faktisch so gut wie gar nicht genutzt wird: der ehemalige CVJM-Jugendtrakt gleich neben dem Bonhoeffer-Haus. »Dort finden schon unsere Deutschkurse für Flüchtlinge statt«, informiert Ulrich Papke, Mitglied im Vereinsvorstand. Von der Kirchengemeinde sei ihm signalisiert worden, dass generell keine Bedenken bei der Nutzung des Gebäudetrakts durch den Verein International existieren würden. »Schließlich ist unsere Arbeit durchaus mit dem diakonischen Wirken der evangelischen Kirche vergleichbar«, sagt Papke. Allerdings sieht er ein Problem – und das sind die Nebenkosten, die entstehen, wenn der Verein die Räume künftig regelmäßig nutzt. Im Jugendheim Dustholz, das sich im Besitz der Kommunalbetriebe befindet, habe die Stadt selber diese Kosten übernommen. »Da wir durch die Entscheidung der Stadt, hier eine Kindertagesstätte einzurichten, demnächst ohne Räume sind, gehen wir davon aus, dass sie für uns auch anfallende Betriebs- und mögliche Mietkosten übernehmen wird.« Der Verein hoffe hier auf eine zeitnahe und positive Entscheidung der zuständigen politischen Gremien.
Das Sprachcafé sei weitaus mehr als nur eine Stätte der Bewirtung, betont Ute Fröhlich vom Vereinsvorstand, die diese Einrichtung gemeinsam mit Martine Prokop ins Leben gerufen hat. »Es ist zu einer Stätte der Begegnung und der Beratung geworden.« Es habe sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. So werde Hilfe bei Behörden- oder Arztbesuchen geboten, gebe es in Zusammenarbeit mit der Polizei Fahrrad- und Verkehrsunterricht und natürlich die Möglichkeit, den Umgang mit der Sprache zu verbessern. Allein für die Sprachkurse, die der Verein anbiete, habe man teilweise bis zu 35 000 Euro im Jahr aufbringen müssen – »wir sind dabei von Stiftungen, aber auch von Privatpersonen finanziell unterstützt worden.« Der Verein biete auch den rechtlichen Rahmen und eine Plattform für externe Berater. »Inzwischen ist das Café International zu einem sozialberaterischen Projekt geworden, das alle Lebensbereiche für Neuankömmlinge erfasst.«
Am 4. November will der Verein das dreijährige Bestehen des Sprachcafés feiern – und kann dann gleichzeitig auf ein 30-jähriges Bestehen zurückschauen.
Sprachkurse: Flüchtlinge legen Prüfungen des Niveaus B2 ab.
Verein International freut sich über die sehr guten Ergebnisse
Bünde (nw). Der Verein International Bünde e.V hatte für in Bünde lebende Flüchtlinge einen anderthalbjährigen Sprachkurs angeboten, der vom Grundkurs des Niveaus A 1 bis zum Niveau B 2 führte. Sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses unterzogen sich nun abschließend der Sprachprüfung des Niveaus B2.
Fünf von ihnen bestanden diese Prüfung mit sehr guten bis befriedigenden Bewertungen. Für sie ist dieses Ergebnis ein sehr großer Erfolg. Denn das Niveau B2 eröffnet für Akademiker den Zugang zu weiterführenden Kursen, mit denen sie an deutschen Universitäten die Anerkennung ihres nationalen Hochschulabschlusses erreichen können - oder öffnet den Weg zu einer qualifizierten Berufsausbildung.
Der Prüfungserfolg ist um so höher zu bewerten, als sich die meisten der Flüchtlinge, die sich der Prüfung unterzogen, nicht einmal zwei Jahre in Deutschland aufhalten und trotz ihrer erst kurzen Verweildauer mit dem Niveau B2 die Stufe 1 der "Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang" erreicht sowie nachgewiesen haben, mündlich wie schriftlich weitgehend normal mit deutschen Muttersprachlern kommunizieren zu können.
Der Verein International Bünde e.V. bot diesen Kurs an, weil es zwar staatlicherseits die Verpflichtung für Flüchtlinge gibt, ihre Bereitschaft zur Integration durch die Teilnahme an Sprachkursen nachzuweisen, es aber bei weitem nicht genug Kursangebote gibt, um die Nachfrage decken zu können. Außerdem haben nur Flüchtlinge aus dem Iran, dem Irak, aus Eritrea und Syrien das Recht auf kostenlose Teilnahme.
Unter den Kursteilnehmern sind Ärzte, Unternehmer und Ingenieure
Der Vorwand, ihnen diese Kurse zu verweigern, so eine Mitteilung des Vereins, sei die sogenannte "kurze Bleibeperspektive." Dieser lässt außer acht, dass das Recht auf Asyl individuell ist, und Menschen, die auf Grund ihres Glaubens, ihrer ethnischen Herkunft und anderen Gründen existenziell bedroht sind, ungeachtet ihrer staatlichen Herkunft Asyl erlangen können. Darüber hinaus haben Flüchtlinge, die eine Ausbildung begonnen haben, ebenfalls eine Bleibeperspektive.
Für den Verein International Bünde e.V. war es wichtig, diesen Flüchtlingen, von denen die Mehrheit in ihrer Heimat bereits einer qualifizierten Arbeit nachgegangen war, durch den Sprachkurs auf dem Niveau B 2 die Möglichkeit zu eröffnen, ihre berufliche Qualifikation in Deutschland anerkannt zu bekommen, um sich so beruflich und persönlich integrieren zu können.
Unter den Kursteilnehmern sind Ärzte, Unternehmer, Betriebswirte, Handwerker und diplomierte Ingenieure. Sie stammen aus Afghanistan, Ägypten, Eritrea, dem Iran, dem Irak, Syrien und Uigurien. Der Verein International Bünde e.V. hat es durch seine Initiative möglich gemacht, dass sich diese Flüchtlinge nun persönlich und mit ihren wertvollen beruflichen Qualifikationen zum Nutzen ihres Gastlandes Deutschland einbringen können.
Der Lydia-Gemeinde in Bünde gebührt Dank, weil sie den Kurs im Dietrich-Bonhoeffer-Haus beherbergt hat. Die Stiftung Meilenstein Herford, Stiftung für Bildung und Soziales, finanzierte "in dankenswerter Weise die beträchtlichen Prüfungsgebühren".
Projektarbeit: Bünder Initiative wird für "Erste Schritte mit dem Laptop - Medienkompetenz auch für Flüchtlinge" belohnt. Weitere gebrauchte Laptops und Computer werden noch gesucht
Bünde (nw). Gute Nachricht für den Verein International mitten in den Sommerferien: Das Projekt "Erste Schritte mit dem Laptop - Medienkompetenz auch für Flüchtlinge" schaffte den Sprung in die zweite Hauptrunde. Damit wird es von der PSD-Bank Westfalen-Lippe schon mit 1.000 Euro Zuschuss belohnt.
In einer ersten Runde hatten sich 32 regionale Projekte aus Westfalen-Lippe unter dem Motto "Kompetent und fair in der digitalen Welt" einer Publikumsabstimmung im Internet gestellt. Für die Bewerbung des Vereins International ergaben bis zum 4. Juli 763 Stimmen, was den 11. Platz bedeutete. Damit verfehlten die Bünder zwar die ersten fünf Ränge, die sich für die zweite Runde automatisch qualifizierten.
Aber die Jury fand das Projekt so interessant, dass sie es zusammen mit weiteren zehn Vorschlägen für die nächste Ausscheidung nominierte. Anfang November entscheidet das Gremium, wie die restlichen 34.000 Euro auf die verbliebenen 16 Bewerber verteilt werden. Der Verein International ist für Freitag, 10. November, in Münster zu einer kleinen Feierstunde mit Bekanntgabe des Ergebnisses eingeladen.
Ausgangspunkt für die Bewerbung war die Überlegung, gebrauchte Computer in einem der vom Verein International organisierten Sprachkurse für Flüchtlinge einzusetzen. Damit könnten die Teilnehmer nicht nur über das Internet den Kontakt zu Familienangehörigen in den Herkunftsländern aufrecht erhalten, sondern auch außerhalb des Unterrichts im Bonhoeffer-Haus digitale Deutschkurse nutzen. Einen ersten Computer-Workshop hatte der Verein im Juni unter der Leitung des Diplominformatikers Ralf Peschke im Jugendheim Ennigloh angeboten.
Zur weiteren Unterstützung der Projektidee sucht der Verein weitere gebrauchte, aber funktionstüchtige Laptops und Computer. Interessierte können sich melden unter der Mailadresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Einstimmige Entscheidung des Jugendhilfeausschusses für den Umbau des Jugendheims Ennigloh. Café International möchte ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus umziehen
Von Björn Kenter
Bünde. Der Weg für die Einrichtung einer Kindertagesstätte im Jugendheim Ennigloh zum 1. August nächsten Jahres ist frei. Der Jugendhilfeausschuss sprach sich in seiner Sondersitzung am Donnerstagabend einstimmig dafür aus, die Verwaltung zu beauftragen, entsprechende Abstimmungsgespräche mit den Kommunalbetrieben Bünde und dem Kirchenkreis Herford zu führen. Die Finanzierung des Vorhabens muss jedoch noch geklärt werden.
Für den Umbau des Jugendheims zu einer Kita müssen umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden. Unter anderem müssen kindgerechte Sanitäranlagen im Erdgeschoss und Dachgeschoss sowie ein Mitarbeiter-WC eingebaut werden. Auch die Herrichtung des Außengeländes wird nach Einschätzung der Verwaltung erhebliche Kosten verursachen.
Mit den bislang im Jugendheim untergebrachten Vereinen und Gruppen habe die Stadt laut dem Ersten Beigeordneten Günther Berg gute Gespräche über Alternativstandorte, unter anderem in der ehemaligen Tagesstätte an der Klinkstraße geführt. „Eine Ortsbesichtigung der Räume in der Tagesstätte wird noch folgen", kündigte Berg an.
Optimistisch zeigte sich der Erste Beigeordnete im Hinblick auf einen neuen Standort für den „Ennigloher Herbst". Auch dort seien die Gespräche mit dem Vorstand von Ennigloh aktiv sehr gut verlaufen.
Berg bedankte sich zudem für das Miteinander in den Gesprächen mit dem Verein International. Dieser hatte in einem Schreiben an die Verwaltung vor einigen Wochen betont, dass ein Umzug in die von der Verwaltung angebotenen Räume an der Kleiststraße nicht in Frage komme, da unter anderem der Zuschnitt der Räume dort für das vom Verein betriebene Café International und die damit verbundene Vielzahl an sozialarbeiterischen Tätigkeiten nicht geeignet sei.
„Der Verein hat eindeutig signalisiert, dass er der Realisierung einer Kindertagesstätte nicht im Wege stehen möchte, auch wenn er die von der Stadt angebotenen Räume an der Kleiststraße ablehnt", sagte Berg. „Es gab keinerlei Blockadehaltung, sondern konstruktive Gespräche", lobte der Erste Beigeordnete.
Ulrich Papke vom Verein International erklärte, dass der Verein stattdessen beabsichtige, in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus umzuziehen. Dort finden bereits vom Verein organisierte Deutschkurse für Flüchtlinge statt. „Wir sind in Gesprächen mit dem Kirchenkreis Herford und hoffen, dass wir bis Ende des Jahres eine Lösung gefunden haben", so Papke. Falls das nicht klappe, werde man sich um eine andere Lösung bemühen.