Eine Liebeserklärung an die neue Heimatstadt

Syrisch-deutscher Kulturabend sorgte für einen Hauch von Orient und gemeinsame Tänze auf dem Rathausplatz.

Bünde. Ralf Grund hatte den richtigen Riecher: „Bislang war es in diesem Kultursommer immer so, dass mit Beginn des Bühnenprogramms der Regen aufgehört hat“, beruhigte der Leiter des Bünder Stadtmarketings die Aufbauhelfer vom „Verein International“, als diese sorgenvoll in den Himmel über Bünde blickten.
Und tatsächlich: Kurz darauf konnten die rund 60 Besucherinnen und Besucher des syrisch-deutschen Kulturabends am Sonntagabend das zweistündige Programm auf dem Rathausplatz im Trockenen verfolgen.

Geboten wurde ein orientalischer Abend mit Musik, Gesang, Tanz, Texten, Tee und süßen Leckereien aus der syrischen Küche. 

Zu Beginn war das Publikum, das zum Teil auch aus den Umlandgemeinden kam, zu einer kleinen Fotoausstellung in das Foyer des Rathauses eingeladen. Dort zeigte Rohlata Nassan 16 Farbmotive von Bünde. Diese spiegelten den Tagesverlauf in der Elsestadt an unterschiedlichen Orten und aus einer durchaus ungewöhnlichen Perspektive wider. Die 53-jährige Altenpflegerin lebt mit ihrer Familie seit 2016 in Bünde und hat hier ihr Talent für Fotografie entdeckt. Sie sucht nach zufälligen Situationen und nimmt die Schönheiten ihrer neuen Heimatstadt in den Blick.

Im Mittelpunkt des Abends stand die Musik der Gruppe „Alyasamin“, der arabische Name für die Blume Jasmin. Dahinter verbergen sich vier Musiker: Hosam Alibrahim (Gesang, Oud), Salah Resto (Saz), Aram Alo (Gesang, Baglama) und Jawan Othman (Trommel). Ihre Stücke erzählen vom Leben in Syrien. Damit erreichten sie das Publikum und brachten ein Stück orientalische Stimmung auf den Rathausplatz. 

Besonders sorgfältig hatte sich Hosam Alibrahim auf den Auftritt vorbereitet: Mit seinem kräftigen Gesang interpretierte er die typische Folklore verschiedener Landesteile von Syrien. Inspiriert vom Rhythmus führten einige männliche Gäste einen Reihentanz vor der Bühne auf, dem sich später auch Frauen anschlossen.

Aram Hame, Mitorganisator des Kulturabends und Vorstandsmitglied im Verein International, moderierte zusammen mit Ulrich Papke die Veranstaltung und übersetzte die wesentlichen Programmpunkte. Er trug – wie bei den beiden vorherigen syrisch-deutschen Kulturabenden auch – Texte von namhaften syrischen Schriftstellern und selbst geschriebene Gedichte vor. Wichtigstes Thema bei ihm: die Liebe. Vor einigen Jahren hatte der 55-jährige Nachhilfelehrer für Mathematik bereits eine Liebeserklärung für seine neue Heimatstadt zu Papier gebracht, die er nun um eine weitere Strophe vortrug.