Integrationsrat: Die Liste International wollte, dass die Stadtverwaltung überprüft, ob Bünder auf sogenannten "Feindeslisten" von Rechtsextremen stehen. Die Mitglieder des Integrationsrats sprachen sich dagegen aus

Von Niklas Krämer

Bünde. Ausführlich haben die Mitglieder des Integrationsrats über den Antrag der Liste International diskutiert. Diese hatte gefordert, dass die Stadtverwaltung Kontakt mit den zuständigen Behörden aufnehmen sollte, um überprüfen zu lassen, ob Bünder auf den sogenannten "Feindeslisten" von Rechtsextremen stehen. Jedoch sprach sich der Integrationsrat dagegen aus, die Stadtverwaltung damit zu beauftragen.

Vier Mitglieder stimmten dafür, vier dagegen und drei Mitglieder enthielten sich. Bei solch einer Pattsituation bedeutet das: Der Antrag wurde abgelehnt.

 Laut Ulrich Papke von der Liste International ging es beim Antrag vor allem um die Sensibilisierung. „Zum Beispiel weiß nicht jeder Migrant, wie er solch eine Anfrage bei den Behörden stellen kann", erklärte Papke. „Wir möchten den Leuten Bescheid geben, ob wirklich alles okay ist", sagte Yilmaz Kaya von der Liste International.

Von eigenen Erfahrungen berichtet

Eyüp Odabasi von Pro Integration berichtete von zwei eigenen Erfahrungen. Er habe an seine Privatadresse eine Postkarte vom "III. Weg" bekommen - obwohl nirgends seine Adresse veröffentlicht war. Später seien zwei Reifen seines Autos auf seinem Hof zerstochen und eine Autoseite zerkratzt worden. "Zuvor wäre ich nie auf die Idee gekommen, ob ich auf irgendeiner Liste stehen könnte", sagte der Integrationsvorsitzende. "Daher wäre es schon interessant zu wissen - auch wegen der eigenen Sicherheit."

Ernst Tilly (FDP) sieht bei dieser Angelegenheit eher die Zuständigkeit bei der Polizei und dem Staatsschutz. "Die Stadt Bünde hat mit solchen Aufgaben nichts zu tun."

Norbert Darnauer (UWG) bezweifelte, dass die Stadt Bünde rechtlich eine Chance hätte, diese Daten zu erfragen. "Namen dürften uns aus Datenschutzgründen nicht genannt werden", sagte Henriette König, Amtsleiterin des Haupt- und Rechtsamtes der Stadt Bünde. "Aus juristischer Sicht ist es auch nicht die Aufgabe der Kommune, die Kontrolle solcher Organe durchzuführen." Gegenüber der NW hatte Hella Christoph, Sprecherin der Polizei Bielefeld, mitgeteilt, dass "dem Staatsschutz Bielefeld kein Fall bekannt ist, in dem eine Bürgerin oder ein Bürger der Stadt Bünde durch die Nennung auf einer Liste der bezeichneten Art konkret gefährdet gewesen ist."

"Eine gewisse Bringschuld"

Elmar Holstiege von den Grünen meinte, dass die Staatsorgane eine gewisse Bringschuld hätten - und das "könnten wir ihnen auch mal sagen".

Eyüp Odabasi wies am Ende darauf hin, dass Betroffene trotz des abgelehnten Antrags den Kontakt zur Behörde suchen und fragen könnten, ob sie auf einer "Feindesliste" aufgeführt würden.

 Neonazi-Feindeslisten: Verwaltung soll Infos von Sicherheitsbehörden anfordern

Bünde (BZ/sal). Könnten auch die Namen von Bünder Bürgern auf sogenannten Feindeslisten der rechtsextremen Szene stehen? Auf diese Frage hätte die Liste International gerne eine Antwort und hat daher einen Antrag an den Integrationsrat der Elsestadt gestellt. Um entsprechende Informationen zu erhalten, will die Gruppe die Verwaltung beauftragen, mit der Polizei, dem Verfassungsschutz sowie dem Landes- und dem Bundeskriminalamt in der Sache in Kontakt zu treten. 

In ihrem Antrag führt die Liste International aus, dass laut Medienberichten seit 2011 bei Razzien in der rechtsextremen Szene Listen mit 25.000 Namen und persönlichen Daten von Gegnern der Neonazi-Szene sichergestellt worden. »Bisher wurde anscheinend seitens der Sicherheitsbehörden kein Kontakt zu den gelisteten Personen aufgenommen«, führt Carola Austermann, Mitglied der Liste International, aus. 

Nach Ansicht der Gruppe sei bei einer derart hohen Zahl von Betroffenen nicht auszuschließen, dass auch Bürgerinnen und Bürger aus Bünde – und möglicherweise insbesondere diejenigen, die sich politisch engagieren – auf solchen Listen auftauchen könnten. »Es ist daher dringend geboten, die Betroffenen über das mögliche Sicherheitsrisiko zu informieren«, finden die Mitglieder der Liste International. 

In der Tat hatten mehrere Bünder Ratsmitglieder im Frühjahr 2016 eine Postkarte bekommen (wir berichteten), auf der unter anderem die Sätze »Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika« und »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!« aufgedruckt waren. Absender war die zum rechten Spektrum zählende Kleinstpartei »Der III. Weg« gewesen. Auch solche Lokalpolitiker hatten die Post erhalten, deren Adressen nirgends in öffentlichen zugänglichen Verzeichnissen aufgeführt sind. 

Die Mitglieder der Liste International hätten nun mit »großer Bestürzung« aus den Medien von der Entdeckung weiterer sogenannter Feindeslisten »rechtsterroristischer Gruppen« erfahren. »Der Rechtsruck in der Europäischen Union und die Erlangung der Salonfähigkeit rechtspopulistischer Parolen ist eine beschämende und erschreckende Entwicklung, die eine Bedrohung für unseren Rechtsstaat sowie die vielfältige Gesellschaft darstellt«, monieren die Antragsteller in ihrem Schreiben. 

Der öffentliche Teil der Zusammenkunft des Integrationsrates beginnt am kommenden Dienstag, 13. November, um 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Bünder Rathauses.

 

 

 

Café International sieht sich im Bonhoeffer-Haus gut aufgehoben

Seit Anfang des Jahres ist das Café International im Bonhoeffer-Haus untergebracht. Für zahlreiche Flüchtlinge im Bünder Stadtgebiet ist es ein Ort, an dem sie die deutsche Sprache erlernen können und Hilfe bei alltäglichen Problemen erhalten.
Seit Anfang des Jahres ist das Café International im Bonhoeffer-Haus untergebracht. Für zahlreiche Flüchtlinge im Bünder Stadtgebiet ist es ein Ort, an dem sie die deutsche Sprache erlernen können und Hilfe bei alltäglichen Problemen erhalten.

Bünde(BZ). Weil die Stadt Bünde plant, im Jugendheim Ennigloh eine Kindertagesstätte unterzubringen, mussten die Treffen des Cafés International Anfang dieses Jahres in andere Räume verlegt werden. Neuer Ort ist das Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Ute Fröhlich vom Verein International zieht eine erste Bilanz – auch zur Entwicklung des Cafés.

Auch wenn der Verein aus einem Zwang heraus seinen Standort wechseln musste, biete die neue Unterkunft einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Jugendheim, sagt Ute Fröhlich: »Wir hatten in diesem Haus schon Deutschkurse abgehalten. Wir wussten, dass es zentral ist. Alle kennen das Rathaus und das Sozialamt, und es gibt Busverbindungen. So kann jeder hier hin kommen.« Das Jugendheim sei damals für viele Familien schlecht erreichbar gewesen, sodass Vereinsmitglieder sie mit einem Auto zu den Treffen abgeholt hätten. Das habe sich nun verbessert.

Auch aus einem eigentlichen Nachteil haben die Mitglieder etwas Positives gemacht: Während sie früher einen Speisenaufzug hatten, ist die Küche im Bonhoeffer-Haus in der oberen Etage, während die Treffen im Erdgeschoss stattfinden. »Jetzt werden die Leute für die Vorbereitungen eingespannt. Sie decken die Tische und tragen Sachen nach oben oder unten«, berichtet Ute Fröhlich.

Für sie sei es wichtig, dass die Menschen, die das Café besuchen, den Vereinsmitgliedern auch etwas zurückgeben. Schrittweise solle sich das Café so zum Café der Flüchtlinge entwickeln und weniger das des Vereins International sein. Auch deshalb habe es Anfang August eine Umfrage unter den Besuchern gegeben. Dabei sollten sie angeben, was ihnen beim Café International besonders wichtig ist. »An erster Stelle stand definitiv Deutsch zu lernen, danach kam die Hilfestellung bei Problemen«, sagte Ute Fröhlich. Sei es anfangs das Bestreben der Vereinsmitglieder gewesen, den Flüchtlingen Deutsch beizubringen und mit ihnen Deutsch zu sprechen, würden nun die Flüchtlinge mit diesem Anliegen das Café besuchen. Das zeige, dass sich das Angebot stark in Richtung eines Sprachcafés entwickelt habe.

Bei ihrem Umzug in die neuen Räume seien sowohl die Besucher als auch die Vereinsmitglieder mit offenen Armen von der Kirchengemeinde empfangen worden. Sie durften Möbel mitbringen und haben das Innere auf Vordermann gebracht. Auf insgesamt drei Ebenen agiert der Verein International nun im Bonhoeffer-Haus, im zweiten Obergeschoss ist ein Büro eingerichtet worden. 20 Ehrenamtliche bemühen sich jeden Donnerstagnachmittag, mit den Flüchtlingen Deutsch zu sprechen und Hilfe bei bürokratischen Angelegenheiten zu leisten. Die Resonanz sei groß, erzählt Ute Fröhlich.

Der Verein International organisiert einen syrischen Abend

Von Philipp Tenta

Bünde. Zu einem poetischen Abend fern aller orientalischer Klischees hatte der Verein International ins Bonhoeffer-Haus geladen. Das Interesse, arabische Kultur aus erster Hand kennen zu lernen, war groß, viele Besucher mussten sich mit einem Stehplatz begnügen. 

Aram Hame vereinte unterschiedliche syrische Dichter des 20. Jahrhunderts in seiner Lesung. Regimekritiker und politisch verfolgte Autoren konnten sich die Bühne mit Poeten im diplomatischen syrischen Dienst teilen. Nach kurzen Einführungen wurden die ausgewählten Gedichte zuerst auf Arabisch oder Kurdisch und danach auf Deutsch vorgetragen. Die arabischen Rezitationen waren ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art. Jede Silbe und oft auch jeder einzelne Buchstabe wirken klanglich ausgestaltet. Aram Hame gelingt es, seine orientalische Rezitationstechnik auch auf die deutschen Übersetzungen zu übertragen. Die Texte wirken dadurch besonders lebendig und authentisch. 

Im Wechsel mit den vorgetragenen Gedichten musizierte Hosam Abrahim auf einer syrischen Ud. Im Gegensatz zur europäischen Laute, dem sehr ähnlichen Instrument, das im Mittelalter aus dem arabischen Raum importiert wurde, verfügt das Originalinstrument über keine Bünde. Dadurch werden feinste Tonabstufungen möglich, die in ungewohnte Klangwelten entführen. Ohne demonstrativ zur Schau gestellte Virtuosität zeigte sich Hosam Abrahim als begnadeter Geschichtenerzähler auf seinem Instrument. Nuanciert und facettenreich musizierte er im Dialog mit den poetischen Texten. Ein Buffet mit arabischen Spezialitäten gab zum Abschluss der kulturellen Begegnung Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaft mit geflüchteten Menschen zu machen oder den Abend ausklingen zu lassen.

 

 

 

Gemeinsames Erlebnis: Geflüchtete und Ehrenamtler waren zusammen unterwegs

Bünde. Das Naherholungsgebiet Hücker Moor war wieder das Ziel der traditionellen Sommerradtour des Vereins und Café International. Rund 25 Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer beteiligten sich zum Ende der Schulferien an der vierstündigen und 22 Kilometer langen Strecke durch das Bünder Umland. Die Aktion wurde organisatorisch und logistisch unterstützt von der Ortsgruppe des ADFC Bünde.

"Es geht uns bei dieser Radtour weniger um Freizeitgestaltung, sondern um eine Erkundung und Vermittlung sehenswerter Orte im Bünder Land," so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International und ortskundiger Führer der Tour. Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema alternative Energie.

Haltepunkt im Standteil Ahle war ein Erdwall parallel zur Else. "Unter unseren Füßen befindet sich eine Erdgasleitung aus Russland, die Deutschland mit Gas versorgt", verriet Papke den Radlern beim ersten Stopp. Weiter ging es zum Standort von zwei Windrädern, um den Teilnehmern die Bedeutung alternativer Energieerzeugung zu verdeutlichen. Jenseits der Landesgrenze zu Niedersachsen in Groß-Aschen wurde das kleine Wasserkraftwerk besichtigt, das ebenfalls der Stromerzeugung dient. "Wenn jemand wissen möchte, wie Deutschland vor 50 Jahren ausgesehen hat, muss er sich Groß-Aschen ansehen", lobte Papke den historischen Ortskern des Dorfes.

Zuvor hatten sich die Radler das Gelände des Tierheims in Ahle angesehen. Dort werden zur Zeit mehr als 40 junge Katzen aufgepäppelt. Bei Kaffee und Kuchen am Hücker Moor wurden die Eindrücke der Flüchtlinge mit den ehrenamtlichen Begleitern ausgetauscht.