Neonazi-Feindeslisten: Verwaltung soll Infos von Sicherheitsbehörden anfordern

Bünde (BZ/sal). Könnten auch die Namen von Bünder Bürgern auf sogenannten Feindeslisten der rechtsextremen Szene stehen? Auf diese Frage hätte die Liste International gerne eine Antwort und hat daher einen Antrag an den Integrationsrat der Elsestadt gestellt. Um entsprechende Informationen zu erhalten, will die Gruppe die Verwaltung beauftragen, mit der Polizei, dem Verfassungsschutz sowie dem Landes- und dem Bundeskriminalamt in der Sache in Kontakt zu treten. 

In ihrem Antrag führt die Liste International aus, dass laut Medienberichten seit 2011 bei Razzien in der rechtsextremen Szene Listen mit 25.000 Namen und persönlichen Daten von Gegnern der Neonazi-Szene sichergestellt worden. »Bisher wurde anscheinend seitens der Sicherheitsbehörden kein Kontakt zu den gelisteten Personen aufgenommen«, führt Carola Austermann, Mitglied der Liste International, aus. 

Nach Ansicht der Gruppe sei bei einer derart hohen Zahl von Betroffenen nicht auszuschließen, dass auch Bürgerinnen und Bürger aus Bünde – und möglicherweise insbesondere diejenigen, die sich politisch engagieren – auf solchen Listen auftauchen könnten. »Es ist daher dringend geboten, die Betroffenen über das mögliche Sicherheitsrisiko zu informieren«, finden die Mitglieder der Liste International. 

In der Tat hatten mehrere Bünder Ratsmitglieder im Frühjahr 2016 eine Postkarte bekommen (wir berichteten), auf der unter anderem die Sätze »Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika« und »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!« aufgedruckt waren. Absender war die zum rechten Spektrum zählende Kleinstpartei »Der III. Weg« gewesen. Auch solche Lokalpolitiker hatten die Post erhalten, deren Adressen nirgends in öffentlichen zugänglichen Verzeichnissen aufgeführt sind. 

Die Mitglieder der Liste International hätten nun mit »großer Bestürzung« aus den Medien von der Entdeckung weiterer sogenannter Feindeslisten »rechtsterroristischer Gruppen« erfahren. »Der Rechtsruck in der Europäischen Union und die Erlangung der Salonfähigkeit rechtspopulistischer Parolen ist eine beschämende und erschreckende Entwicklung, die eine Bedrohung für unseren Rechtsstaat sowie die vielfältige Gesellschaft darstellt«, monieren die Antragsteller in ihrem Schreiben. 

Der öffentliche Teil der Zusammenkunft des Integrationsrates beginnt am kommenden Dienstag, 13. November, um 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Bünder Rathauses.

 

 

 

Der Verein International organisiert einen syrischen Abend

Von Philipp Tenta

Bünde. Zu einem poetischen Abend fern aller orientalischer Klischees hatte der Verein International ins Bonhoeffer-Haus geladen. Das Interesse, arabische Kultur aus erster Hand kennen zu lernen, war groß, viele Besucher mussten sich mit einem Stehplatz begnügen. 

Aram Hame vereinte unterschiedliche syrische Dichter des 20. Jahrhunderts in seiner Lesung. Regimekritiker und politisch verfolgte Autoren konnten sich die Bühne mit Poeten im diplomatischen syrischen Dienst teilen. Nach kurzen Einführungen wurden die ausgewählten Gedichte zuerst auf Arabisch oder Kurdisch und danach auf Deutsch vorgetragen. Die arabischen Rezitationen waren ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art. Jede Silbe und oft auch jeder einzelne Buchstabe wirken klanglich ausgestaltet. Aram Hame gelingt es, seine orientalische Rezitationstechnik auch auf die deutschen Übersetzungen zu übertragen. Die Texte wirken dadurch besonders lebendig und authentisch. 

Im Wechsel mit den vorgetragenen Gedichten musizierte Hosam Abrahim auf einer syrischen Ud. Im Gegensatz zur europäischen Laute, dem sehr ähnlichen Instrument, das im Mittelalter aus dem arabischen Raum importiert wurde, verfügt das Originalinstrument über keine Bünde. Dadurch werden feinste Tonabstufungen möglich, die in ungewohnte Klangwelten entführen. Ohne demonstrativ zur Schau gestellte Virtuosität zeigte sich Hosam Abrahim als begnadeter Geschichtenerzähler auf seinem Instrument. Nuanciert und facettenreich musizierte er im Dialog mit den poetischen Texten. Ein Buffet mit arabischen Spezialitäten gab zum Abschluss der kulturellen Begegnung Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaft mit geflüchteten Menschen zu machen oder den Abend ausklingen zu lassen.

 

 

 

Gemeinsames Erlebnis: Geflüchtete und Ehrenamtler waren zusammen unterwegs

Bünde. Das Naherholungsgebiet Hücker Moor war wieder das Ziel der traditionellen Sommerradtour des Vereins und Café International. Rund 25 Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer beteiligten sich zum Ende der Schulferien an der vierstündigen und 22 Kilometer langen Strecke durch das Bünder Umland. Die Aktion wurde organisatorisch und logistisch unterstützt von der Ortsgruppe des ADFC Bünde.

"Es geht uns bei dieser Radtour weniger um Freizeitgestaltung, sondern um eine Erkundung und Vermittlung sehenswerter Orte im Bünder Land," so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International und ortskundiger Führer der Tour. Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema alternative Energie.

Haltepunkt im Standteil Ahle war ein Erdwall parallel zur Else. "Unter unseren Füßen befindet sich eine Erdgasleitung aus Russland, die Deutschland mit Gas versorgt", verriet Papke den Radlern beim ersten Stopp. Weiter ging es zum Standort von zwei Windrädern, um den Teilnehmern die Bedeutung alternativer Energieerzeugung zu verdeutlichen. Jenseits der Landesgrenze zu Niedersachsen in Groß-Aschen wurde das kleine Wasserkraftwerk besichtigt, das ebenfalls der Stromerzeugung dient. "Wenn jemand wissen möchte, wie Deutschland vor 50 Jahren ausgesehen hat, muss er sich Groß-Aschen ansehen", lobte Papke den historischen Ortskern des Dorfes.

Zuvor hatten sich die Radler das Gelände des Tierheims in Ahle angesehen. Dort werden zur Zeit mehr als 40 junge Katzen aufgepäppelt. Bei Kaffee und Kuchen am Hücker Moor wurden die Eindrücke der Flüchtlinge mit den ehrenamtlichen Begleitern ausgetauscht.

Café International sieht sich im Bonhoeffer-Haus gut aufgehoben

Seit Anfang des Jahres ist das Café International im Bonhoeffer-Haus untergebracht. Für zahlreiche Flüchtlinge im Bünder Stadtgebiet ist es ein Ort, an dem sie die deutsche Sprache erlernen können und Hilfe bei alltäglichen Problemen erhalten.
Seit Anfang des Jahres ist das Café International im Bonhoeffer-Haus untergebracht. Für zahlreiche Flüchtlinge im Bünder Stadtgebiet ist es ein Ort, an dem sie die deutsche Sprache erlernen können und Hilfe bei alltäglichen Problemen erhalten.

Bünde(BZ). Weil die Stadt Bünde plant, im Jugendheim Ennigloh eine Kindertagesstätte unterzubringen, mussten die Treffen des Cafés International Anfang dieses Jahres in andere Räume verlegt werden. Neuer Ort ist das Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Ute Fröhlich vom Verein International zieht eine erste Bilanz – auch zur Entwicklung des Cafés.

Auch wenn der Verein aus einem Zwang heraus seinen Standort wechseln musste, biete die neue Unterkunft einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Jugendheim, sagt Ute Fröhlich: »Wir hatten in diesem Haus schon Deutschkurse abgehalten. Wir wussten, dass es zentral ist. Alle kennen das Rathaus und das Sozialamt, und es gibt Busverbindungen. So kann jeder hier hin kommen.« Das Jugendheim sei damals für viele Familien schlecht erreichbar gewesen, sodass Vereinsmitglieder sie mit einem Auto zu den Treffen abgeholt hätten. Das habe sich nun verbessert.

Auch aus einem eigentlichen Nachteil haben die Mitglieder etwas Positives gemacht: Während sie früher einen Speisenaufzug hatten, ist die Küche im Bonhoeffer-Haus in der oberen Etage, während die Treffen im Erdgeschoss stattfinden. »Jetzt werden die Leute für die Vorbereitungen eingespannt. Sie decken die Tische und tragen Sachen nach oben oder unten«, berichtet Ute Fröhlich.

Für sie sei es wichtig, dass die Menschen, die das Café besuchen, den Vereinsmitgliedern auch etwas zurückgeben. Schrittweise solle sich das Café so zum Café der Flüchtlinge entwickeln und weniger das des Vereins International sein. Auch deshalb habe es Anfang August eine Umfrage unter den Besuchern gegeben. Dabei sollten sie angeben, was ihnen beim Café International besonders wichtig ist. »An erster Stelle stand definitiv Deutsch zu lernen, danach kam die Hilfestellung bei Problemen«, sagte Ute Fröhlich. Sei es anfangs das Bestreben der Vereinsmitglieder gewesen, den Flüchtlingen Deutsch beizubringen und mit ihnen Deutsch zu sprechen, würden nun die Flüchtlinge mit diesem Anliegen das Café besuchen. Das zeige, dass sich das Angebot stark in Richtung eines Sprachcafés entwickelt habe.

Bei ihrem Umzug in die neuen Räume seien sowohl die Besucher als auch die Vereinsmitglieder mit offenen Armen von der Kirchengemeinde empfangen worden. Sie durften Möbel mitbringen und haben das Innere auf Vordermann gebracht. Auf insgesamt drei Ebenen agiert der Verein International nun im Bonhoeffer-Haus, im zweiten Obergeschoss ist ein Büro eingerichtet worden. 20 Ehrenamtliche bemühen sich jeden Donnerstagnachmittag, mit den Flüchtlingen Deutsch zu sprechen und Hilfe bei bürokratischen Angelegenheiten zu leisten. Die Resonanz sei groß, erzählt Ute Fröhlich.

Integrationsrat: Mitglieder sprechen sich für Antrag der Liste Pro Integration aus

Von Niklas Krämer

Bünde. Die Debatte im Integrationsrat war lang und teilweise lebhaft. Im Endeffekt haben sich die Mitglieder des Integrationsrats mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass der Verein International den Gremien, von denen er finanzielle Unterstützung erhält, Auskünfte über die Einnahmen und Ausgaben der vergangenen zwölf Monate geben muss.

Es sollen aber nicht nur die Einnahmen von der Stadt Bünde, sondern auch Zuwendungen von anderen Behörden aufgelistet werden. Da zwei Mitglieder des Integrationsrats im Vorstand des Vereins International tätig sind, durften sie an der Abstimmung nicht teilnehmen. Den Antrag hatte die Liste Pro Integration eingereicht. "Wir wollen damit nicht in Abrede stellen, dass der Verein International gute Arbeit leistet", erklärte Jana Nagel von der Liste Pro Integration. "Es gab nur viele Unklarheiten, die wir damit geklärt haben wollen." Manche Geschichten aus der Vergangenheit würden Fragen aufwerfen. So gab es Verwirrungen um beantragte Zuwendungen und deren genaue Verwendung. Als Beispiel nennt die Liste Pro Integration in ihrem Antrag einen Schwimmkurs für Flüchtlinge, dessen Mittel der Verein International stellvertretend für die DLRG beantragt hat. Die DLRG stellte später wiederum klar, dass sie daran nicht beteiligt gewesen sei (die Neue Westfälische berichtete).

"Das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Sie müssen aufpassen, dass sie nicht die Befürworter, die sie haben, verlieren", sagte Norbert Darnauer (UWG) in Richtung des Verein International. Günther Berg, Erster Beigeordneter, stellte klar, dass ihm viel daran gelegen sei, dass es den Verein International gebe. Es werde dort wertvolle Arbeit geleistet. "Aber es ist Vertrauen verloren gegangen, das wieder aufgebaut werden soll", sagte Berg. Im ursprünglichen Antrag war ein Passus vorhanden, der besagte, dass der Verein International auch Spenden offenlegen müsse. "Die Darlegung der kompletten Einnahmen verletzt das Gebot der Verhältnismäßigkeit", meinte Joachim Simke (SPD). Dieser Passus wurde letztendlich vom Antragsteller gestrichen. "Sehen Sie es als Chance, einmal im Jahr zu zeigen, was sie alles gemacht haben", meinte Jana Nagel.