Stehen im Dienst unserer Stadt, Leserbrief NW 28.11.2017

Zum Artikel "Zukunft des Verein International ungewiss" (NW vom 22. November), schreibt diese Leserin:


Ich bin eine der vielen Ehrenamtlichen, die die Sitzung des Sozialausschusses von der Zuschauerempore aus verfolgten. Ich fühlte mich zeitweise wie im falschen Film: geht es um die Integration von Flüchtlingen oder um Zuwendung zu einem Vereinsleben? Haben alle Akteure überhaupt das Thema erfasst? Gehen sie mit der nötigen Sachkenntnis an ihre Aufgabe heran? Welche Informationsquellen haben sie genutzt?

Geschockt war ich vom Ergebnis der Abstimmung, aber noch mehr von der Qualität der Argumentation. Soll darum die Fortsetzung einer breiten ehrenamtlichen Integrationsarbeit für Flüchtlinge in Bünde gefährdet sein, weil "auch die Dünner Dorfgemeinschaft" keinen Versammlungsraum gestellt kriegt (FDP)? Ist darum ein zentraler Raum abzulehnen, weil früher der Verein International ja auch mit Spradow als Versammlungsort zufrieden war (CDU)?

Wir Ehrenamtlichen sehen tagtäglich immensen Hilfebedarf, damit die Einzelnen nicht verzweifeln und allein gelassen werden. Leider lässt sich der Wert einer solchen Arbeit nicht in zukünftigem Ertrag in Prozenten der investierten Summe errechnen wie bei der Investition in WWE-Anteile, aber es ist eine Investition in die Zukunft eines friedlichen Zusammenlebens, indem vielen einzelnen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geholfen wird, ihren Platz hier in unserer Stadt zu finden.

Das Café International bildet den Rahmen, in dem wir ehrenamtlichen Helfer auf Menschen mit Problemen treffen. Wir helfen nicht, weil wir vielleicht ein Helfer-Syndrom oder andere Probleme haben, sondern weil die Rahmenbedingungen so sind, dass wir benötigt werden.

Wir stehen im Dienst unserer Stadt und ihrer Menschen, auch wenn für die Bezahlung der Aufgaben der anerkannten Flüchtlinge vielleicht eher Bund und Länder zuständig sind. Hier vor Ort erfahren wir viel Dankbarkeit von den Betroffenen. Auf einen Blumenstrauß seitens der Stadtverwaltung als Anerkennung für meine Arbeit spekuliere ich nicht, allerdings darauf, dass die beiden Parteien, die unser Anliegen abgelehnt haben, sich wenigstens die Mühe machen, sich ausreichend zu informieren. Ich stehe dazu gern für Fragen zur Verfügung.

Und wenn eines Tages andere Vereine sich der gemeinsamen Aufgabe der Integration der Flüchtlinge vermehrt zuwenden, beispielsweise wenn die Dünner Dorfgemeinschaft Hausaufgabenhilfen für Flüchtlingskinder einrichtet, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, dass auch sie dafür gefördert wird. Es geht nicht um die Zuwendung an einen Verein, sondern um die Möglichkeit, die bisher geleistete Arbeit fortzusetzen. Darum hoffe ich darauf, dass es für diese Arbeit eine zweite Chance gibt.

Maria Bürger-de Castillo, Bünde