Presse
DLRG und Verein International organisieren Schwimmkurs für Flüchtlinge
Von Raphael Steffen
Bünde (BZ). In Deutschland mag Schwimmunterricht in der Schule obligatorisch sein, in anderen Ländern ist das nicht immer der Fall. Auch von den in Bünde lebenden Flüchtlingen können nicht alle schwimmen. Sieben von ihnen haben nun einen Schwimmkurs im Hallenbad absolviert.
Mansor Fazli, Neil Haji, Khdir Haji, Bahrom Sufie, Mustafa Miradil, Adnan Adi und Sadon Adi haben einen Intensivkurs absolviert: 12 Stunden, dreimal wöchentlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag, einen Monat lang. Jetzt haben alle das Seepferdchen erreicht, Fazli und Miradil konnten sogar direkt das Bronzeabzeichen entgegen nehmen. Die Kursauslagen übernahm der Verein International, über den die Vermittlung zustande kam. Wobei die Hälfte der Kosten von den Flüchtlingen selbst übernommen wurde: »Sie bekommen nicht alles geschenkt, wie manche Leute gerne behaupten«, betonte Ute Fröhlich vom Café International. Dort treffen sich regelmäßig Flüchtlinge und Helfer zum gegenseitigen Austausch.
»Es hat viel Spaß gemacht«, befand Kursleiter Andreas Steffmann, der gemeinsam mit Tristan Kechlo den Schwimmlehrer gab. Die beiden Mitglieder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) leiteten die Kursteilnehmer an, auch wenn es mitunter an der Verständigung haperte. Bei Schwimmern aus Afghanistan, Tadschikistan oder China gehen die Sprachen schon mal durcheinander, geklappt hat es am Ende doch meistens. Normalerweise war für jede Einheit eine Dreiviertelstunde vorgesehen – »aber wir waren auch schon mal zwei Stunden hier«, erzählte Steffmann und lachte.
Die DLRG-Ortsgruppe Bünde bietet regelmäßig Anfänger- und Rettungsschwimmerkurse für Erwachsene im Hallenbad an, selbstverständlich auch für Einheimische. Der nächste Kurs startet am 8. Januar. Weitere Informationen gibt es online unter www.dlrg.buende.de
Zur Berichterstattung über die Sitzungen der politischen Ausschüsse in Bünde in den vergangenen beiden Wochen schreibt dieser Leser:
In der letzten Woche kam es in zwei Ausschüssen der Stadt zu Entscheidungen, die ich für äußerst bedenklich halte: Zum einen erhielt der Verein International keine Unterstützung bei dem Vorhaben, die Flüchtlings- und Integrationsarbeit zukünftig im Dietrich-Bonhoeffer-Haus fortzusetzen, zum anderen soll der Straßenname eines Kriegsverbrechers erhalten bleiben.
Beide Entscheidungen folgen den demokratischen Spielregeln und die beteiligten Akteure ihren Prinzipien und ihren Meinungen. Das Stimmenergebnis war - gemäß den im Rat vertretenen Parteien - denkbar knapp. Das ist Demokratie und damit muss man leben. Soweit, so schlecht. Ich finde beide Entscheidungen in höchstem Maße unglücklich.
So wird die Arbeit eines Vereins, der seit vielen Jahren ehrenamtlich die Integration von Menschen unterstützt, die es nach Bünde verschlagen hat, in keiner Weise gewürdigt und gefördert.
Man könnte sogar sagen, dass die Stadt, nähme sie selbst diese Aufgaben wahr, deutlich viel mehr Geld in die Hand nehmen müsste, was allen Beteiligten klar sein dürfte.
In gleicher Weise ist das Abstimmungsergebnis im Verkehrsausschuss fatal, eine Straße nicht umbenennen zu wollen, die den Namen eines Massenmörders trägt. Die zitierten Argumente gegen eine Umbenennung sind ein Armutszeugnis und zeigen einen erschreckenden Mangel an politischer Bildung. In diesem Zusammenhang möchte ich an eine Partei, die in dieser Stadt maßgeblich an der täglichen Entscheidungsfindung beteiligt ist und diese Rolle sicherlich auch vielfach zum Wohl der Gemeinde einnimmt, appellieren, das "C" in ihrem Namen zu überdenken.
Dieser Buchstabe steht für einen moralischen Anspruch, den ich in beiden Entscheidungen nicht sehen kann. Vielleicht ist es an der Zeit, das "C" im Parteinamen zu streichen und diesen Buchstaben durch eine andere Botschaft zu ersetzen? Mein Vorschlag wäre eine schwarze Null.
Martin Fiedler, Bünde
Antrag abgelehnt: Der Verein International ist mit seinem Anliegen, dass die Stadt Bünde die Miete für das Bonhoeffer-Haus übernimmt, im Sozialausschuss gescheitert
Von Anne Webler
Bünde. Etwa eine Stunde diskutierten die Mitglieder des Sozialausschusses am Montagabend, ob die Stadt Bünde die Mietkosten für die Räume im Bonhoefferhaus für den Verein International übernimmt, bevor sie den Antrag mit einem Stimmenpatt knapp ablehnten. Bislang nutzt der Verein Räume im ehemaligen Jugendheim in Ennigloh und bietet dort einmal in der Woche das Café International an. Ende des Jahres muss er das Jugendheim räumen, da dort eine Kita entsteht (die NW berichtete).
Als Ersatz hatte die Stadt dem Verein drei Räume im ehemaligen Medical Center der Briten in Hunnebrock angeboten. Die Räume lehnt der Verein ab und wünscht sich stattdessen einen zentralen Standort. Gerne würde der Verein Räume im Bonhoefferhaus von der Lydia-Gemeinde anmieten. Die Miete von 8.040 Euro im Jahr sollte die Stadt bezahlen.
"Flüchtlinge brauchen einen zentralen Ort"
"Gäbe es uns und unsere Arbeit nicht, würden die Menschen mit ihren Problemen bei den Mitarbeitern der Stadt stehen und in die Stadtteilbüros kommen", sagte Winfried Keller vom Verein International. Der Verein kümmert sich um die Geflüchteten in Bünde, erklärt ihnen Behördenbescheide oder bringt erst einmal in Erfahrung, was die Schreiben bedeuten, und kümmert sich um die Alltagsprobleme der Geflüchteten.
"Die Grünen unterstützen den Antrag", sagte Angela Holstiege (Grüne). "Flüchtlinge brauchen einen zentralen Ort, aber auch die Ehrenamtler." Häufig seien diese die ganze Woche mit Behördengängen für die Flüchtlinge unterwegs. Das Beratungsangebot der Diakonie liege am Bonhoefferhaus direkt gegenüber.
Jeder Standort sei immer für einige passend und für andere nicht, argumentierte Michael Meise-Reckefuß (CDU). Auch die bisherigen Standorte des Vereins hätten nicht zentral gelegen. Hunnebrock sei mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar.
"Haushalt von über 100 Millionen Euro"
Es seien wichtige Leistungen, die der Verein International erbringe, sagte Kai Unzicker (SPD). "Wenn wir Integration erreichen wollen, brauchen wir einen zentralen Ort." Im Übrigen: "Wovon reden wir?" Es gehe um 670 Euro im Monat. "Die bin ich gerne bereit, zu zahlen. Wir haben einen Haushalt von über 100 Millionen Euro."
Die Stadt schätze die Arbeit des Verein International sehr, sagte Günther Berg, der Erste Beigeordnete. Sie sei jedoch nicht zuständig und bekomme diese Ausgaben nicht ersetzt. Die Integrationspauschale des Bundes, die das Land weiter einbehalte, wäre genau für solche Ausgaben. Berg schlug vor, eine zeitliche Befristung einzubauen und die Übernahme der Mietkosten auf drei Jahre zu befristen. Vielleicht falle es dem ein oder anderen dann leichter, dem zuzustimmen.
"Wir haben WWE-Anteile für 7 Millionen Euro gekauft", gab Jan-Philipp Schnier (SPD) zu bedenken. Die Arbeit des Vereins koste 8.000 Euro im Jahr. "Was wir durch die Arbeit des Vereins sparen, sind mehr als 8.000 Euro im Jahr."
"Wissen nicht, wie es weitergeht"
"Es gibt das Optimum und es gibt das Machbare", sagte Meise-Reckefuß. "Wir werden den drei Jahren nicht zustimmen." Er werbe dafür, den Antrag des Verein International zu unterstützen, sagte Ulf Dreier (SPD). Die Mitglieder der SPD und Grünen stimmten für den Antrag, CDU, FDP und UWG dagegen. Mit 7:7 Stimmen wurde der Antrag damit abgelehnt. "Wir bleiben mit dem Verein International im Gespräch", sagte Rüter.
"Jetzt wissen wir erst einmal gar nicht, wie es weitergeht", sagte Vereinsmitglied Ute Fröhlich nach der Sitzung. Sie hatte von der Zuschauerempore die Sitzung mit vielen anderen Vereinsmitgliedern und ehrenamtlichen Helfern des Café International verfolgt.
Zum Artikel "Zukunft des Verein International ungewiss" (NW vom 22. November), schreibt diese Leserin:
Ich bin eine der vielen Ehrenamtlichen, die die Sitzung des Sozialausschusses von der Zuschauerempore aus verfolgten. Ich fühlte mich zeitweise wie im falschen Film: geht es um die Integration von Flüchtlingen oder um Zuwendung zu einem Vereinsleben? Haben alle Akteure überhaupt das Thema erfasst? Gehen sie mit der nötigen Sachkenntnis an ihre Aufgabe heran? Welche Informationsquellen haben sie genutzt?
Geschockt war ich vom Ergebnis der Abstimmung, aber noch mehr von der Qualität der Argumentation. Soll darum die Fortsetzung einer breiten ehrenamtlichen Integrationsarbeit für Flüchtlinge in Bünde gefährdet sein, weil "auch die Dünner Dorfgemeinschaft" keinen Versammlungsraum gestellt kriegt (FDP)? Ist darum ein zentraler Raum abzulehnen, weil früher der Verein International ja auch mit Spradow als Versammlungsort zufrieden war (CDU)?
Wir Ehrenamtlichen sehen tagtäglich immensen Hilfebedarf, damit die Einzelnen nicht verzweifeln und allein gelassen werden. Leider lässt sich der Wert einer solchen Arbeit nicht in zukünftigem Ertrag in Prozenten der investierten Summe errechnen wie bei der Investition in WWE-Anteile, aber es ist eine Investition in die Zukunft eines friedlichen Zusammenlebens, indem vielen einzelnen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geholfen wird, ihren Platz hier in unserer Stadt zu finden.
Das Café International bildet den Rahmen, in dem wir ehrenamtlichen Helfer auf Menschen mit Problemen treffen. Wir helfen nicht, weil wir vielleicht ein Helfer-Syndrom oder andere Probleme haben, sondern weil die Rahmenbedingungen so sind, dass wir benötigt werden.
Wir stehen im Dienst unserer Stadt und ihrer Menschen, auch wenn für die Bezahlung der Aufgaben der anerkannten Flüchtlinge vielleicht eher Bund und Länder zuständig sind. Hier vor Ort erfahren wir viel Dankbarkeit von den Betroffenen. Auf einen Blumenstrauß seitens der Stadtverwaltung als Anerkennung für meine Arbeit spekuliere ich nicht, allerdings darauf, dass die beiden Parteien, die unser Anliegen abgelehnt haben, sich wenigstens die Mühe machen, sich ausreichend zu informieren. Ich stehe dazu gern für Fragen zur Verfügung.
Und wenn eines Tages andere Vereine sich der gemeinsamen Aufgabe der Integration der Flüchtlinge vermehrt zuwenden, beispielsweise wenn die Dünner Dorfgemeinschaft Hausaufgabenhilfen für Flüchtlingskinder einrichtet, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, dass auch sie dafür gefördert wird. Es geht nicht um die Zuwendung an einen Verein, sondern um die Möglichkeit, die bisher geleistete Arbeit fortzusetzen. Darum hoffe ich darauf, dass es für diese Arbeit eine zweite Chance gibt.
Maria Bürger-de Castillo, Bünde
Patt-Situation im Sozialausschuss: Stadt kann Umzug ins Bonhoeffer-Haus nicht unterstützen
Bünde (BZ/sal). Vorerst wird das Dietrich-Bonhoeffer-Haus dem Verein International wohl nicht als neues Domizil dienen. Einem Antrag der Ehrenamtler an die Stadt, die Anmietung von dortigen Räumen finanziell zu unterstützen, hat der Bünder Sozialausschuss eine Abfuhr erteilt.
Die Entscheidung hätte dabei nicht knapper ausfallen können. Jeweils sieben Ausschussmitglieder hatten für und gegen eine entsprechende Beschlussfassung, die zunächst eine bis 31. Dezember 2021 befristete Unterstützung vorgesehen hätte, votiert. Während sich SPD und Grüne für die Pläne des Vereins (Kostenpunkt: etwa 8000 Euro pro Jahr) ausgesprochen hatten, stimmte das bürgerliche Lager (CDU, FDP, UWG) dagegen. Aufgrund der Pattsituation gilt der Beschluss als nicht angenommen.
Derzeit nutzt der Verein das Jugendheim am Dustholz, bietet dort donnerstags sein Café International als Begegnungsstätte für Flüchtlinge an. Wie berichtet, soll das Gebäude 2018 als Standort für eine neue Kita dienen, muss dafür noch umgebaut werden. Anfang 2018 müsste der Verein die Räume aufgeben.
Als Alternative hatte die Stadt den Ehrenamtlichen Räume des ehemaligen Medical-Centers an der Kleiststraße angeboten. Allerdings: Nach Ansicht des Vereins seien die Räume für dessen Zwecke nicht nutzbar. Somit hatten sie sich nach einem anderen Standort umgesehen und waren bei der Lydia-Kirchengemeinde in Bünde-Mitte fündig geworden. Die Miete hätten sie aber nicht stemmen können.
»Ein Umzug des Vereins vom Jugendheim ins Bonhoeffer-Haus würde die logistische Basis sein, damit wir unsere ehrenamtliche Arbeit auch in naher Zukunft im Interesse eines friedlichen Miteinanders fortsetzen können«, hatten Winfried Keller und Ulrich Papke vom Verein International in der Sitzung ausgeführt.
Angela Holstiege (Grüne) unterstützte den Antrag des Vereins auf eine städtische Zuwendung ausdrücklich. Das Bonhoeffer-Haus könne als »zentraler Ort für die Vernetzung des Ehrenamts« dienen. Michael Meise-Reckefuß (CDU) wollte das vom Verein vorgetragene Standortargument nicht gelten lassen: »Die bisherigen Standorte des Vereins waren auch nicht in Bünde-Mitte.« Kai Unzicker (SPD): »Von was reden wir denn da? Es geht um eine Leistung, die von vielen Menschen in Bünde erbracht wird und die wichtig für die Stadt ist. Und es dreht sich um 640 Euro im Monat.« Beigeordneter Günther Berg stellte klar, dass die Verwaltung die Arbeit des Vereins in Sachen Integration hoch schätze. Er betonte aber auch, dass solche Leistungen über das einer Kommune vom Gesetzgeber abverlangte Maß hinausgehen. Sprich: Sie werden nicht bezuschusst. Berg: »Das heißt nicht, dass wir unsere Ehrenamtlichen alleine lassen.« Auch daher brachte er eine Befristung der Zuwendung an den Verein von zunächst drei Jahren ins Spiel. Letztlich fiel das Votum gegen den Vereinsantrag.
Die Ehrenamtler wollten ihr Vorgehen in der Sache gestern Abend besprechen. Sozialamtsleiter Wolfgang Joseph kündigte gegenüber dieser Zeitung an: »Die Stadt wird Gespräche mit dem Verein aufnehmen, um eine Lösung für alle zu finden.«