Benefiz-Veranstaltung: Flüchtling Fadi Youssef spielt ein Konzert und sammelt Geld für den Verein International

Von Maurice Arndt

Bünde. Er singt auf Deutsch und Arabisch. Er spielt Gitarre, Geige, Klavier und Oud - und er kann keine Noten lesen. Dennoch spielte Fadi Youssef, der aus Syrien geflüchtet ist, im Ergo Vivamos ein Konzert und sammelte nebenbei noch Geld für den Verein International.

"Ich mache schon immer Musik", erklärte Youssef. 2002 habe er sein erstes Instrument gelernt und sich seitdem immer wieder an Neuem probiert. Das Besondere: "Ich habe mir alle Instrumente selber bei gebracht - ohne irgendwelche Tipps oder Erklärungen." Viel Zeit und Arbeit investiert er in die Musik aber erst seit er vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. 

In Deutschland hat er nämlich Simon van den Berg kennengelernt. Van den Berg ist ebenfalls Musiker und musikalisch mittlerweile kaum noch von Youssef zu trennen. Denn: Der Syrer spielt teilweise in der Band von van den Berg. Andererseits ist van den Berg Mitglied in einer arabischen Band des Flüchtlings und bei Solo-Auftritten von Youssef ist van den Berg auch meistens dabei. Gemeinsam spielen die Beiden nahezu jede Musikrichtung: "Jazz, Metal, arabischer Pop, Rock", zählt van den Berg einige Beispiele auf.

Und alles ganz ohne Noten. "Könnte ich Noten lesen, hätte ich Musik studiert", meinte Youssef. So ist er nun aber Zahntechniker geworden. "Etwas komplett anderes - ich weiß", der Syrer lachend. 

Dafür kann er sich bei der Musik allerdings voll und ganz auf sein Gespür verlassen. "Ich weiß jetzt schon nicht mehr, was ich gerade gespielt habe", sagte er beispielsweise, während seines Auftrittes. Die Nummern, die er ohne Gesang spielt, sind nämlich gänzlich improvisiert. Die Lieder mit Gesang sind zumindest Abwandlungen von bereits komponierten Liedern.

Bemerkenswert ist der Gesang des Flüchtlings, der lediglich anderthalb Monate auf die Sprachschule gehen konnte. "Alles Weitere habe ich mir selber beigebracht", so Yousef. Und wie die selbst erlernten Instrumente, beherrscht er mittlerweile auch die deutsche Sprache so gut, dass er mit ihr Konzerte singen kann.

Während des Konzertes im Ergo Vivamos sammelte Youssef Geld für den Verein International, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Der Verein stellte die Verbindung zwischen dem Künstler und den Betreibern des Saals her und ermöglichte so das Konzert. Das Ergo Vivamos spendet alle Getränke-Einnahmen an die SOS-Kinderdörfer.

 

Benefiz-Veranstaltung: Fadi Youssef, Flüchtling aus Syrien, spielt demnächst Geige im Ergo Vivamus - zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International. Über die Musik als Therapieform für Künstler und Publikum

Von Maria Bürger de Castillo

Bünde. Viele sehen Flüchtlinge als Ursache so mancher Probleme an, die uns im Moment belasten. Bei einer Veranstaltung am Samstag, 21. April, 20 Uhr im Ergo Vivamus stellt sich der syrische Flüchtling Fadi Youssef als jemand vor, der eine Bereicherung ist. Als exemplarisches Beispiel dafür, dass die Flüchtlinge den Menschen hier mehr bieten können als das, was im Bewusstsein vieler beherrschend ist.

Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen sind gar nicht so selten, wenn man viel Kontakt mit Flüchtlingen hat. Man kann sich kaum vorstellen, dass auch Fadi Youssef erst vor knapp drei Jahren den Schrecken, die seine Heimat zerstörten und zerstören, entkommen ist. Man mag sich fragen: Inwieweit ist er noch innerlich beschäftigt mit den Themen von Krieg, Tod und Zerstörung? Gerettet hat er sich durch die Flucht nach Deutschland, er konnte in Bünde zuerst seinen Vater, dann auch Mutter und zwei Geschwister finden. Heilung sucht und findet er in seiner Musik. 

Sind wir darum häufig so abweisend gegenüber den Flüchtlingen, weil sie uns an das erinnern, was wir längst abgelegt zu haben glauben? Sie bringen Erfahrungen mit, wie sie unsere Vorfahren vor drei Generationen im Zweiten Weltkrieg und danach gemacht haben. Sie betreffen in unserer Gegend jede Familie. 

Vor drei Generationen gab es zwölf Millionen deutsche Vertriebene und Flüchtlinge. Wie gegenwärtig die Erinnerung daran ist, kann man manchmal unter Senioren erleben: Was war schlimmer, der Verlust von allem Besitz in Schlesien und die anschließende Flucht aus Schlesien oder die Angst in den im Bunker zugebrachten Bombennächten im Ruhrgebiet? Wir Jüngeren wollen weder an die Täter- noch an die Opferrollen unserer Großväter erinnert werden. 

Dann gibt es die Bürger, die sich um Flüchtlinge kümmern. Die ihnen helfen bei ersten Schritten, bei Behördengängen, beim Sich-Zurechtfinden in neuer Umgebung. Sie organisieren Deutschkurse und Möglichkeiten, Brücken zwischen Fremden und Einheimischen zu bauen.

Einen großen Anteil an dieser Arbeit hat in Bünde der Verein International auf sich genommen. Seit drei Jahren ist er in diesem Feld tätig, besonders durch das Café, das jeden Donnerstag von 14 - 17 Uhr zuerst in Ennigloh und jetzt im Bonhoeffer-Haus stattfindet. Überdurchschnittlich repräsentiert sind bei dieser Arbeit Menschen, die selber die Erfahrung von Flucht und Vertreibung als Kinder gemacht haben. 

Auch das Ergo Vivamus an der Mathilde-Mayer-Straße ist ein solcher Ort des Brückenbaus im Felde der Gesundheit im weitesten Sinne. Zahlreiche Kurse, die zu Bewegung und Tanz einladen, und kulturelle Angebote dienen häufig wohltätigen Zwecken. Am 21. April bietet es dem jungen Künstler Fadi Youssef den Raum, gemeinsam mit einem Freund am Klavier und auf der Geige zu improvisieren und auch ein Lied aus der Heimat zu singen. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International gebeten.

Die hoffentlich zahlreichen Besucher können sich von Fadi Youssefs Musik verzaubern lassen und spüren, wie seine Geige nicht nur frische Traumata bei ihm selbst heilen kann, sondern auch unsere eigenen uralten - wenn wir sie uns bewusst machen und den Raum der Heilung für sie öffnen. 

´ Maria Bürger de Castillo, Autorin dieses Textes, engagiert sich selbst sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe.

 

Stellungnahme: "Größtmögliche Transparenz" über Gelder werde "selbstverständlich" praktiziert

Bünde (nw). Gegen die von der Liste Pro Integration erhobenen Vorwürfe (NW vom 26. März) bezieht der Verein International jetzt Stellung: "Wir sehen uns als Vorstand veranlasst, Wesen und Charakter des Vereins noch einmal zu erläutern", heißt es in der Mitteilung an die Presse.

Der Verein International ist ein eingetragener Verein, dem durch das Finanzamt aufgrund seiner satzungsmäßigen Ziele Gemeinnützigkeit bescheinigt wurde. "Das beinhaltet, dass wir eine ordnungsgemäße Buchführung regelmäßig gegenüber dem Finanzamt nachweisen", heißt es weiter. "Selbstverständlich" erhalte die Stadt Bünde jährliche Tätigkeits- und Rechenschaftsberichte.

Zum Vereinsrecht gehöre auch, dass jährlich Kassenprüfer die Buchführung überprüfen. Zusätzlich seien in den vergangenen Jahren Rechenschaftsberichte gegenüber Institutionen erstellt worden, die die Arbeit des Vereins in erheblichem Umfang unterstützt haben. "Wir sorgen damit für größtmögliche Transparenz in Bezug auf die Verwendung der uns zur Verfügung stehenden Finanzmittel, ohne die Persönlichkeitsrechte uns unterstützender Personen zu verletzen", schreibt der Vorstand. Die von der Liste Pro Integration kritisierte Förderung von Sprachkursen aus Mitteln des Integrationsrates aus 2016 sei "ausweislich des Protokolls der Sitzung vom 30. Januar 2017 ohne weitere Diskussion einstimmig beschlossen worden".

Zum Schluss wird der Vorstand deutlich: "Wir verwehren uns gegen jegliche Unterstellung, Mittel nicht ordnungsgemäß zu verwenden. Derlei unbegründete Zweifel ohne jegliche Belege öffentlich zu erheben, torpediert die Integrationsbemühungen der Stadt Bünde."

Zum Artikel "Verein International soll stärker kontrolliert werden" (NW vom 26. März) über den Antrag der Liste Pro Integration schreibt uns diese Leserin:

Da stelle mer uns ma janz dumm, heißt es in der Feuerzangenbowle, als es darum geht, eine Dampfmaschine zu erklären. Im täglichen Miteinander mit Menschen aus anderen Ländern habe ich besonders in den letzten drei Jahren mich darin geschult, komplizierte Sachverhalte in einfaches Deutsch zu übersetzen.

Also, stellen wir uns mal ganz dumm: Es gibt Menschen, die gern schwimmen lernen möchten, aber kein Geld haben, einen Kurs zu bezahlen.  Was tut der Verein, der diesen Menschen helfen möchte?  Schickt er seine ehrenamtlichen Helferinnen ins kalte Wasser, damit sie afghanischen Männern das Schwimmen beibringen? Nein, das tut er nicht.

Sondern? Er stellt einen Antrag. Wozu? Er möchte, dass die Stadt Bünde das Geld vom Land Nordrhein-Westfalen bekommt.  Was macht er mit dem Geld?  Steckt er sich das in die eigene Tasche? Nein, er bezahlt einen Schwimmlehrer dafür, dass er den Leuten das Schwimmen beibringt.

Wo findet er einen solchen Schwimmlehrer? In seinem eigenen Verein? Nein, er geht ins Hallenbad, dahin, wo geschwommen wird, da gibt es einen anderen Verein. Wann macht er das? Natürlich erst, wenn er weiß, ob er das Geld auch kriegt. Weitere Fragen?

Maria Bürger-de Castillo, 32257 Bünde



Zum Artikel "Verein International soll stärker kontrolliert werden", NW von Montag, schreibt uns dieser Leser: 

Zum wiederholten Male berichtet die NW über Anfragen im Stadtrat bzw. im Integrationsrat oder jetzt seitens der so genannten Liste Pro Integration, dass man über die Finanzierung des Verein International Auskunft verlange.

Diese gegenüber den Geldgebern grundsätzlich berechtigte Forderung wird hier wieder einmal - nämlich genauso wie zuvor bereits vom Ratsherrn Norbert Darnauer - zur Diskreditierung der Vereinsarbeit benutzt. Worum geht es der Liste Pro Integration denn eigentlich?

Will diese Gruppe von Leuten, deren programmatischer Name in Bünde bisher das einzige ist, was die Öffentlichkeit von ihr kennt, ernsthaft behaupten, dass andere Initiativen bei der Förderung ihrer Aktionen zur Unterstützung von Hilfsbedürftigen vom Verein International verdrängt würden? Es gibt da kein Gedrängel, wenn es darum geht, Menschen zu helfen. Dass Geld- und Sachmittel allein nicht viel ausrichten, wissen die vielen Ehrenamtlichen jener Bünder Gruppen, die tatsächlich in der Flüchtlingshilfe arbeiten und Integration fördern. - Schade. Bei dieser Arbeit ist die erwähnte Liste Pro Integration noch nicht aufgefallen ...

Wie zahlreiche andere Bünder Bürger fördere ich den Verein International unter anderem mit Geldspenden. Damit unterstütze ich nicht nur seine Arbeit, sondern drücke auch dem seit Jahren ungebrochenen Engagement seiner Mitglieder mein Vertrauen aus, besonders dem von Ulrich Papke und Ute Fröhlich, deren selbstloser Einsatz weit über das hinausgeht, was man gelegentlich in der Presse erfährt.

Zurück zur Liste Pro Integration und zu ihrem Antrag: - Wann erfahren wir NW-Leser, was diese Gruppe an Integrationsarbeit leistet? - Wer sind die Mitglieder? - Sind sie auch außerhalb der Gremien aktiv, in denen sie dafür ggf. Sitzungsgeld kassieren?

Dors-Lothar Prokob, 32257 Bünde