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Bünde (BZ/sal). Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter den rund 60 Mitgliedern des Vereins International. Allem voran der Umzug vom alten Ennigloher Jugendheim in Räume des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses. Eine Auflistung seiner Angebote und Projekte legten die Ehrenamtler jetzt den Mitgliedern des Integrationsrates vor.
Demnach habe der Verein dank der Unterstützung seiner freiwilligen Helfer und einiger Flüchtlinge seine Arbeit am neuen Standort recht schnell wieder aufnehmen können. Auch das Café International, das mittlerweile Sprachcafé heißt, konnte seine Pforten zügig wieder öffnen.
»Unsere Sprachkurse mit qualifizierten Abschlüssen haben wir im Januar 2018 beendet, da viele Flüchtlinge Kurse an der VHS in Herford besuchen müssen. Wir haben uns neu orientiert und bieten nun Alphabetisierungskurse an. Diese werden gut angenommen«, teilte Vereinsmitglied Carola Austermann im Zuge des Jahresrückblicks mit.
Zudem habe der Verein zwei neue Projekte ins Leben gerufen. Das Angebot »Familienhilfe« umfasse dabei sämtliche Aspekte rund um das Thema Familie. Dazu zählten beispielsweise die Begleitung und die Beratung von Flüchtlingsfamilien beim Besuch von Schule und Kita, die Unterstützung bei Mietangelegenheiten oder die Ausrichtung von Infoabenden zum deutschen Bildungs- und Gesundheitswesen.
Das Angebot »Bildung und Ausbildung« diene vor allem dazu, junge Asylsuchende in ein Ausbildungsverhältnis zu bringen oder ihnen einen Studienplatz zu vermitteln. »Ein wichtiger Punkt dabei ist, über die möglichen finanziellen Hilfen zu informieren, damit eine Ausbildung oder ein Studium nicht wegen eines zu geringen Lebensunterhalts abgebrochen werden müssten«, führt Austermann aus. In dem Zusammenhang habe der Verein International auch Kontakt zur Handwerkskammer aufgenommen.
Auch im vergangenen Jahr habe der Verein verschiedene Aktionen für Flüchtlinge angeboten – etwa eine Radtour zum Hücker Moor im vergangenen Sommer, einen Besuch des Tierparks in Olderdissen im Herbst sowie eine Fahrt zum NRW-Landtag.
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Erlös aus Sponsorenlauf bringt 2.690 Euro. Ziel ist es unter anderem, Sprach- und Bildungsangebote zu ermöglichen.
Bünde (nw). Stellvertretend für alle Schüler der Schule hat die Schülervertretung des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums nun eine Spende in Höhe von 2.690 Euro für die Bemühungen des Vereins zur Integration zugewanderter Kinder und Familien in Bünde übergeben.
Die Spende ist Teil des Geldes, das im Rahmen des diesjährigen Sponsorenlaufs der Schule durch alle Klassen und Kurse erlaufen wurde. Dazu haben die Schüler Sponsoren gesucht, die Ihnen für jede gelaufene Runde einen festgelegten Betrag spenden.
Johanna Kramer, Schülersprechern des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, (FvSG) stellte bei der Übergabe der Spende heraus, dass es den Schülern wichtig war, die Integrationsarbeit durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen. Am FvSG werden seit mehr als drei Jahren neu zugewanderte Kinder und Jugendliche unterrichtet. Dabei leisten alle Beteiligten einen wichtigen Beitrag zur Integration.
Durch den täglichen Kontakt der Schüler in den Klassen kann eine Integration sehr gut gelingen. "Mit der Unterstützung des Vereins International ist es der Schülervertretung aber auch eine Anliegen, die Integration der gesamten Familien und besonders der Eltern zu fördern", heißt es in einer Mitteilung. Ihnen können so unter anderem Sprach- und Bildungsangebote gemacht werden, damit sie selbstständig werden und in Bünde eine neue Heimat finden können.
Neonazi-Feindeslisten: Verwaltung soll Infos von Sicherheitsbehörden anfordern
Bünde (BZ/sal). Könnten auch die Namen von Bünder Bürgern auf sogenannten Feindeslisten der rechtsextremen Szene stehen? Auf diese Frage hätte die Liste International gerne eine Antwort und hat daher einen Antrag an den Integrationsrat der Elsestadt gestellt. Um entsprechende Informationen zu erhalten, will die Gruppe die Verwaltung beauftragen, mit der Polizei, dem Verfassungsschutz sowie dem Landes- und dem Bundeskriminalamt in der Sache in Kontakt zu treten.
In ihrem Antrag führt die Liste International aus, dass laut Medienberichten seit 2011 bei Razzien in der rechtsextremen Szene Listen mit 25.000 Namen und persönlichen Daten von Gegnern der Neonazi-Szene sichergestellt worden. »Bisher wurde anscheinend seitens der Sicherheitsbehörden kein Kontakt zu den gelisteten Personen aufgenommen«, führt Carola Austermann, Mitglied der Liste International, aus.
Nach Ansicht der Gruppe sei bei einer derart hohen Zahl von Betroffenen nicht auszuschließen, dass auch Bürgerinnen und Bürger aus Bünde – und möglicherweise insbesondere diejenigen, die sich politisch engagieren – auf solchen Listen auftauchen könnten. »Es ist daher dringend geboten, die Betroffenen über das mögliche Sicherheitsrisiko zu informieren«, finden die Mitglieder der Liste International.
In der Tat hatten mehrere Bünder Ratsmitglieder im Frühjahr 2016 eine Postkarte bekommen (wir berichteten), auf der unter anderem die Sätze »Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika« und »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!« aufgedruckt waren. Absender war die zum rechten Spektrum zählende Kleinstpartei »Der III. Weg« gewesen. Auch solche Lokalpolitiker hatten die Post erhalten, deren Adressen nirgends in öffentlichen zugänglichen Verzeichnissen aufgeführt sind.
Die Mitglieder der Liste International hätten nun mit »großer Bestürzung« aus den Medien von der Entdeckung weiterer sogenannter Feindeslisten »rechtsterroristischer Gruppen« erfahren. »Der Rechtsruck in der Europäischen Union und die Erlangung der Salonfähigkeit rechtspopulistischer Parolen ist eine beschämende und erschreckende Entwicklung, die eine Bedrohung für unseren Rechtsstaat sowie die vielfältige Gesellschaft darstellt«, monieren die Antragsteller in ihrem Schreiben.
Der öffentliche Teil der Zusammenkunft des Integrationsrates beginnt am kommenden Dienstag, 13. November, um 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Bünder Rathauses.
Integrationsrat: Die Liste International wollte, dass die Stadtverwaltung überprüft, ob Bünder auf sogenannten "Feindeslisten" von Rechtsextremen stehen. Die Mitglieder des Integrationsrats sprachen sich dagegen aus
Von Niklas Krämer
Vier Mitglieder stimmten dafür, vier dagegen und drei Mitglieder enthielten sich. Bei solch einer Pattsituation bedeutet das: Der Antrag wurde abgelehnt.
Laut Ulrich Papke von der Liste International ging es beim Antrag vor allem um die Sensibilisierung. „Zum Beispiel weiß nicht jeder Migrant, wie er solch eine Anfrage bei den Behörden stellen kann", erklärte Papke. „Wir möchten den Leuten Bescheid geben, ob wirklich alles okay ist", sagte Yilmaz Kaya von der Liste International.
Von eigenen Erfahrungen berichtet
Eyüp Odabasi von Pro Integration berichtete von zwei eigenen Erfahrungen. Er habe an seine Privatadresse eine Postkarte vom "III. Weg" bekommen - obwohl nirgends seine Adresse veröffentlicht war. Später seien zwei Reifen seines Autos auf seinem Hof zerstochen und eine Autoseite zerkratzt worden. "Zuvor wäre ich nie auf die Idee gekommen, ob ich auf irgendeiner Liste stehen könnte", sagte der Integrationsvorsitzende. "Daher wäre es schon interessant zu wissen - auch wegen der eigenen Sicherheit."
Ernst Tilly (FDP) sieht bei dieser Angelegenheit eher die Zuständigkeit bei der Polizei und dem Staatsschutz. "Die Stadt Bünde hat mit solchen Aufgaben nichts zu tun."
Norbert Darnauer (UWG) bezweifelte, dass die Stadt Bünde rechtlich eine Chance hätte, diese Daten zu erfragen. "Namen dürften uns aus Datenschutzgründen nicht genannt werden", sagte Henriette König, Amtsleiterin des Haupt- und Rechtsamtes der Stadt Bünde. "Aus juristischer Sicht ist es auch nicht die Aufgabe der Kommune, die Kontrolle solcher Organe durchzuführen." Gegenüber der NW hatte Hella Christoph, Sprecherin der Polizei Bielefeld, mitgeteilt, dass "dem Staatsschutz Bielefeld kein Fall bekannt ist, in dem eine Bürgerin oder ein Bürger der Stadt Bünde durch die Nennung auf einer Liste der bezeichneten Art konkret gefährdet gewesen ist."
"Eine gewisse Bringschuld"
Elmar Holstiege von den Grünen meinte, dass die Staatsorgane eine gewisse Bringschuld hätten - und das "könnten wir ihnen auch mal sagen".
Eyüp Odabasi wies am Ende darauf hin, dass Betroffene trotz des abgelehnten Antrags den Kontakt zur Behörde suchen und fragen könnten, ob sie auf einer "Feindesliste" aufgeführt würden.
Der Verein International organisiert einen syrischen Abend
Von Philipp Tenta
Bünde. Zu einem poetischen Abend fern aller orientalischer Klischees hatte der Verein International ins Bonhoeffer-Haus geladen. Das Interesse, arabische Kultur aus erster Hand kennen zu lernen, war groß, viele Besucher mussten sich mit einem Stehplatz begnügen.
Aram Hame vereinte unterschiedliche syrische Dichter des 20. Jahrhunderts in seiner Lesung. Regimekritiker und politisch verfolgte Autoren konnten sich die Bühne mit Poeten im diplomatischen syrischen Dienst teilen. Nach kurzen Einführungen wurden die ausgewählten Gedichte zuerst auf Arabisch oder Kurdisch und danach auf Deutsch vorgetragen. Die arabischen Rezitationen waren ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art. Jede Silbe und oft auch jeder einzelne Buchstabe wirken klanglich ausgestaltet. Aram Hame gelingt es, seine orientalische Rezitationstechnik auch auf die deutschen Übersetzungen zu übertragen. Die Texte wirken dadurch besonders lebendig und authentisch.
Im Wechsel mit den vorgetragenen Gedichten musizierte Hosam Abrahim auf einer syrischen Ud. Im Gegensatz zur europäischen Laute, dem sehr ähnlichen Instrument, das im Mittelalter aus dem arabischen Raum importiert wurde, verfügt das Originalinstrument über keine Bünde. Dadurch werden feinste Tonabstufungen möglich, die in ungewohnte Klangwelten entführen. Ohne demonstrativ zur Schau gestellte Virtuosität zeigte sich Hosam Abrahim als begnadeter Geschichtenerzähler auf seinem Instrument. Nuanciert und facettenreich musizierte er im Dialog mit den poetischen Texten. Ein Buffet mit arabischen Spezialitäten gab zum Abschluss der kulturellen Begegnung Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaft mit geflüchteten Menschen zu machen oder den Abend ausklingen zu lassen.