Bünde. Die Alevitengemeinde Bünde informiert mit Unterstützung der anderen Mitglieder des Maikomitee Bünde (Deutscher Gewerkschaftsbund Bünde, Initiative 9. November, Verein International und Villa Kunterbunt) über die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien.
Am Samstag, 18. Februar, werden von 9 bis 16 Uhr auf dem Tönnies-Wellensiek-Platz an der Eschstraße an einem Infostand Kaffee, Tee und Kuchen sowie andere kleine Essbarkeiten angeboten, dafür werden Spenden für die vom Erdbeben betroffenen Menschen entgegengenommen.
„Da in der Alevitengemeinde gute Kenntnisse über das ehemalige Heimatland vorhanden sind, können Interessierte dort erfahren, wie und wo geholfen werden kann“, heißt es in der Pressemitteilung abschließend.

Von Florian Weyand

Bünde. Seit Jahren wird über die künftige Nutzung des Areals rund um das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Bünder Innenstadt diskutiert. Nachgedacht wird über einen Abriss des markanten Backsteingebäudes, das nicht mehr den heutigen energetischen Ansprüchen entspricht. Doch wie soll das Bonhoeffer-Haus ersetzt werden? Über die Pläne wollte die Gemeinde gemeinsam mit der Verwaltung bereits im Herbst dieses Jahres informieren. Doch dieses Vorhaben wurde verworfen. „Die Sache verzögert sich weiter. Wie es bei diesen Projekten oft ist, dauern die Prozesse länger als gewünscht“, sagt Pfarrer Sieghard Flömer. Doch schon bald könnte eine Entscheidung fallen, wie jetzt aus dem Rathaus zu hören ist. 

Bereits 2018 stellte die Kirchengemeinde einige Überlegungen zur künftigen Nutzung öffentlich vor. Geplant waren vor etwa vier Jahren der Abriss des Bonhoeffer-Hauses und der anschließende Neubau von zwei Gebäuden an gleicher Stelle. Das eine Gebäude soll dabei als Investitionsobjekt und auf Erbpacht-Basis Einnahmen für die Gemeinde generieren. Damit sollen das Haus selbst und auch das zweite Gebäude – das als reguläres Gemeindehaus genutzt werden soll – finanziert werden. 

Gemunkelt wird seitdem auch immer wieder, dass die Stadtbücherei, die sich derzeit an der Eschstraße befindet, in das neue Gebäude einziehen soll. Diese Idee hatte unter anderem die CDU im Juli 2020 ins Spiel gebracht. „Für uns gehört die Stadtbücherei in die Innenstadt. Mir schwebt langfristig vor, gemeinsam mit der Kirchengemeinde im Bereich des heutigen Bonhoeffer-Hauses themenverwandte Einrichtungen unterzubringen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Schuster vor mehr als zwei Jahren. In direkter Nachbarschaft zur Laurentiuskirche könne damit ein echter Frequenzbringer in der Bünder Innenstadt entstehen, teilte der Christdemokrat weiter mit. 

Die Stadt Bünde ist bei den Planungen für die künftige Nutzung jedenfalls mit im Spiel. Das bestätigt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz auf Anfrage der Neuen Westfälischen. „Es gibt Pläne und langfristige Gespräche zwischen der Gemeinde und der Verwaltung“, sagt sie. Für Mitte Januar sei ein weiteres gemeinsames Treffen angesetzt. Darin sei auch die neue Technische Beigeordnete involviert. Anschließend wolle man gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen, erklärt Greiner-Rietz. Das könnte schon Ende Januar passieren. 

Zuletzt ist das Bonhoeffer-Haus unter anderem noch von den „Neuen Alten“ und auch dem Verein International genutzt worden. Das ist im neuen Jahr nicht mehr möglich. Von Januar bis März 2023 wird das Gebäude erst einmal geschlossen – um Energie zu sparen. Veranstaltungen der Gemeinde sollen in dieser Zeit ausschließlich in der Arche Noah und im Volkeninghaus in Südlengern-Dorf stattfinden. Das hatte die Lydia-Gemeinde bereits Ende Oktober angekündigt. Nach der Maßnahme werden die „Neuen Alten“ wohl nicht mehr in das Bonhoeffer-Haus zurückkehren. Die Senioren treffen sich für ihre Veranstaltungen, zu denen auch Vorträge gehören, künftig in der Altentagesstätte an der Klinkstraße. 

Und auch die Zukunft des Vereins International ist ungewiss. Dieser bot im Bonhoeffer-Haus Sprachkurse an, leistete Integrationsarbeit und betrieb auch eine Fahrradwerkstatt. Doch neue Verträge zur Nutzung des Bonhoeffer-Hauses möchte die Lydia-Gemeinde erst einmal nicht mehr eingehen. „Wir können dem Verein International keine Zusagen geben, weil wir nicht wissen, wann vielleicht schon ein Teil des Gebäudes abgerissen wird“, sagt Flömer. Damit möchte man Irritationen vermeiden. „Wir wollen den Leuten ja auch eine gewisse Planungssicherheit geben“, sagt er. Aktuell könne man nicht zusagen, dass das Bonhoeffer-Haus im Jahr 2023 zu nutzen sei. Daher wolle man als Gemeinde lieber keine Verträge mehr abschließen. 

Ganz ohne Gebäude steht der Verein International aber nicht da. Die Verwaltung hat einen Umzug in das ehemalige britische „Medical Centre“ an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Doch von der Idee sind die Verantwortlichen des Vereins nicht begeistert. Einige Angebote, die im Bonhoeffer-Haus möglich sind, seien in der neuen Einrichtung nach Meinung des Vereins International nicht durchführbar. Zudem wird die Randlage in Hunnebrock kritisiert. Das fördere „Gettobildung und Parallelgesellschaften und steht im Widerspruch zur öffentlich propagierten Willkommenskultur“, teilte der Verein zuletzt mit.

 

 

 

 


Wollen Deutsch lernen: Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Irak und Indien mit ihrem Lehrer Peter Kleinschmidt (5. v.l.). Foto: Verein International

 

Bünde. Mit zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unterschiedlichen Herkunftsländern ist jetzt ein neuer Deutschkurs gestartet. Ausgerichtet wird er vom Verein „International Bünde“ und findet im Dietrich-Bonhoeffer-Haus statt.

 An vier Werktagen werden Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Irak und Indien jeweils drei Stunden täglich in die Grundlagen der deutschen Sprache unter Anleitung von Lehrer Peter Kleinschmidt eingeführt. Der Unterricht richtet sich an Anfängerinnen und Anfänger mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen. „Wir bemühen uns darum, dass die Teilnehmer sprachlich alltagstauglich werden und sich in ihrem Arbeits- und Wohnumfeld zurechtfinden“, so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins, zur Zielsetzung des Angebots. Der Sprachkurs ist zunächst bis Weihnachten des Jahres befristet.

 

 

 

Im Bonhoeffer-Haus, dessen Zukunft ungewiss ist, kann der Hilfsverein nicht bleiben. Nun schlägt die Verwaltung den Umzug nach Hunnebrock vor. Das stößt bei den Helfern auf Kritik.

Von Florian Weyand

Bünde
. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Innenstadt bietet der Verein International Sprachkurse an, hilft bei der Integration und betreibt auch eine Fahrradwerkstatt. Weil die Zukunft des Gebäudes unsicher ist, werden neue Vereinsräume gesucht. Nun hat die Verwaltung den Umzug in das ehemalige britische „Medical Centre“ an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Doch von der Idee sind die Verantwortlichen vom Verein International nicht begeistert. 

Anfang November hat es einen Austausch zwischen dem Verein und Vertretern der Verwaltung gegeben. Auch zu einem Ortstermin in Hunnebrock ist es gekommen, so dass die Vereinsverantwortlichen sich die Räume an der Kleiststraße anschauen konnten. „Ergebnis dieses Vor-Ort-Termins ist eine insgesamt negative Bewertung der Räumlichkeiten“, teilt der Verein International in einem Schreiben an die Stadt Bünde mit. 

Zu Problemen am neuen Standort kommt es laut Schreiben schon bei der Hauptarbeit des Vereins, den Deutschkursen. In den vorgesehenen Räumen finden laut Verein International „gegenwärtig und bis auf absehbare Zeit Integrationskurse in Trägerschaft der Volkshochschule werktags zwischen 9 und 13 Uhr statt“. Das bedeutet für den Verein, dass diese Räume für die eigenen Sprachangebote, die in der Regel ebenfalls vormittags stattfinden, nicht nutzbar sind. „In diesem Fall würden Lernwillige mit Kindern faktisch von einer Teilnahme ausgeschlossen“, teilt der Verein mit. 

Auch die Fahrradwerkstatt könne laut Verein International nicht mehr so arbeiten wie bisher. „Innerhalb des Gebäudes besteht keine Möglichkeit, eine Fahrradwerkstatt einzurichten. Wenn der Verein dieses Angebot fortsetzen möchte, müsste dieses räumlich abgekoppelt und außerhalb des angebotenen Standorts organisiert werden“, teilt der Verein mit. 

Zudem ist man mit dem Angebot für eigene Büroräume nicht zufrieden. Zwar stehe dem Verein International im „Medical Centre“ ein abschließbarer Büroraum zur Verfügung, mit einer Größe von 10,9 Quadratmetern sei dieser aber zu klein. Die Vereinsgegenstände – Kopierer, Schulbücher, Akten, Bastel- und Malsachen, Kinderspielzeug, Kücheneinrichtungen – ließen sich dort nicht vollständig unterbringen. „Die verfügbare Fläche wäre bestenfalls als Lagerraum geeignet“, heißt es vom Verein International. 

Auch an der geografischen Lage des angebotenen Standortes gibt es Kritik. Das „Medical Centre“ befindet sich in Hunnebrock und damit etwas abseits vom Zentrum der Stadt. Wenn man Integrationsarbeit ernst meine, dann gehören Geflüchtete zum Stadtbild dazu, teilt der Verein mit. „Aber eine Verdrängung manchmal problematischer Personengruppen in Randlagen fördert Gettobildung und Parallelgesellschaften und steht im Widerspruch zur öffentlich propagierten Willkommenskultur“, teilt der Verein mit. 

Sozialamtsleiter nimmt Stellung

Eigentlich sollte über die Entwicklungen beim Verein International im letzten Ausschuss für Soziales und Integration von der Politik debattiert werden. Weil der Hilfsverein kurzfristig eine Stellungnahme abgegeben hat, ist die Debatte vertagt worden, so dass sich die Politiker in den Fraktionen noch einmal austauschen können. 

Zu einigen Kritikpunkten hat Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst in der Sitzung dennoch Stellung genommen. Aus seiner Sicht sei im „Medical Centre“ alles „möglich, was der Verein braucht.“ Auch eine Fahrradwerkstatt ließe sich in der Nähe realisieren. „Im Stadtgebiet gibt es 100 Garagen, die zu den Bima-Unterkünften gehören“, sagt Bohnhorst. Diese seien fast alle leer. „Da ließen sich Fahrräder deponieren“, teilt er weiter mit.

Für Sprachkurse verweist er auf das Stadtteilbüro, das sich in direkter Nähe zum „Medical Centre“ befindet. „Auch dort gibt es einen Raum, wo man zwölf Menschen beschulen könnte“, sagt er. Zudem wären auch Sprachkurse im Welcome-Center an der Behringstraße möglich. „Man könnte Sprachkurse dort anbieten, wo die Flüchtlinge wohnen“, sagt er. 

Winfried Keller vom Verein International überzeugt das nicht. „Ich stelle fest, die Sichtweise, die Herr Bohnhorst vorgetragen hat, ist nicht deckungsgleich mit der Sichtweise des Vereins“, sagt er.

 

 

 

 

 

 

Nilufar Shukhievas Anstrengungen haben sich ausgezahlt – sie hat Deutsch gelernt und einen Job gefunden. Eine Ausstellung im Rathaus erzählt ihre und weitere Geschichten.

Von Pauline Maus

Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch“, sagt Nilufar Shukhieva. Mit ihrem Mann und vier kleinen Kindern musste sie damals aus ihrer Heimat, Tadschikistan, fliehen und fand in Bünde ein neues Zuhause. Heute, sechs Jahre später, spricht sie fließend Deutsch, hat einen Job und erzählt von ihren Anstrengungen, sich in Deutschland einzuleben. Damit möchte sie anderen Frauen Mut machen und zeigen, dass eine erfolgreiche Integration mit etwas Mühe für jede geflüchtete Frau möglich ist.

Es war nicht einfach“, beginnt Nilufar Shukhieva ihren Weg der vergangenen sechs Jahre ganz ungeschminkt zu erzählen. Viele Hürden machten es ihr nicht leicht. Eine davon war die fremde Sprache. Daher ihr erster Schritt: Deutsch lernen. „Ich wollte nicht nur Zuhause sitzen, ich wollte ein Vorbild für meine Kinder sein.“ Einen Sprachkursus bekam die heute 41-Jährige aber nicht auf Anhieb, denn es fehlte zunächst die Aufenthaltsgenehmigung. Beim Verein International Bünde fand sie eine ehrenamtliche Anlaufstelle und absolvierte dort einen Sprachkurs.

Ihr fünftes Kind kam kurz nach der Flucht in Deutschland zur Welt. „Heute ist meine kleinste Tochter schon fünf“, erzählt die Mutter stolz und berichtet, dass es nicht einfach war, Ausbildung und Familie unter einen Hut zu bringen. Nach dem Sprachkurs fand sie eine Ausbildungsstelle als Verkäuferin in einem Supermarkt. Kein Traumjob für Shukhieva, die in ihrer Heimat Mathelehrerin war. Trotzdem absolvierte sie die Ausbildung mit der Note drei. „Das war für mich wie eine Eins“, sagt die junge Frau rückblickend.

Nicht einfach: Ihr Kopftuch hat sie abgelegt

 Auch ein Stück ihrer Kultur und Religion musste Shukhieva für ihr Ankommen in Deutschland hinter sich lassen. Kein leichter Schritt, wie sie erzählt. Vor ihrer Ausbildung habe sie ein Kopftuch getragen. Ihr Mann hätte ihr allerdings dazu geraten, das Kopftuch abzulegen, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Das hat die fünffache Mutter viel Überwindung gekostet, wie sie erzählt: „Ich fühlte mich wie ohne Kleidung. Ich habe mich aber nach zwei Monaten daran gewöhnt.“

Die junge Frau spricht nicht nur Deutsch, sondern neben ihrer Muttersprache Tadschikisch auch Persisch, Afghanisch und Russisch. Mittlerweile arbeitet Nilufar Shukhieva im Ausländer- und Integrationsbüro in Herford. Dort hilft sie, auch ihrer Sprachbegabung wegen, derzeit vor allem den Geflüchteten aus der Ukraine, sich in Deutschland zurechtzufinden und die vielen Antragsformulare auszufüllen.

Arbeitet die Mutter bald wieder in ihrem Traumberuf?

Wenn man ein Ziel hat, kann man das auch erreichen“, ist sich Shukhieva sicher. Jedoch reiche es nicht, zu warten, dass jemand an die Haustür klopft und Hilfe anbietet. „Man muss sich selber Unterstützung suchen“, erklärt sie und möchte so andere Frauen motivieren, sich neue Dinge zu trauen. Deshalb habe sie auch im Rahmen des Projektes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Ostwestfalen-Lippe „Geschichten, die Frauen Mut machen“, ihre Geschichte erzählt.

Nilufar Shukhievas persönlicher Erfolgsweg ist noch nicht vorbei. „Hoffentlich darf ich bald in der Gesamtschule hier in Bünde wieder unterrichten“, sagt sie. Alle Unterlagen seien bei der zuständigen Behörde in Detmold eingereicht, es fehle nur noch die Bestätigung. Dann möchte sie geflüchtete Kinder aus der Ukraine unterstützen und ihnen Mathematik und Deutsch beibringen.

Ausstellung - "Geschichten, die Frauen Mut machen"

Die Ausstellung „Geschichten, die Frauen Mut machen“ kann noch bis einschließlich Donnerstag, 13. Oktober, zu den regulären Öffnungszeiten im Foyer des Bünder Rathauses besichtigt werden.Zudem zeigt ein Dokumentarfilm der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ostwestfalen-Lippe die Geschichten einiger Migrantinnen aus dem Kreis Herford, die auch in der Ausstellung zu sehen sind.