Mehr als 300 Menschen demonstrierten am Samstag für ein „solidarisches Bünde“ und erteilten „rechter Hetze“ eine deutliche Absage. Kurz vor der Kommunalwahl war der Ort bewusst gewählt worden.
Von Gerald Dunkel
Bünde. Die Stadt Bünde ist im Kreis Herford die einzige Kommune, in der die „Alternative für Deutschland“ (AfD) eine Kandidatenliste für die Kommunalwahl zusammenbekommen hat. Für viele Organisationen und Gruppierungen ein Grund, dagegen zu demonstrieren. Sie wollen dem nicht „tatenlos zusehen“, wie sie selbst bekunden. Sie machten am Samstagnachmittag in der Bünder Innenstadt mobil und erklärten bei mehreren Kundgebungen, dass „Bünde bunt und weltoffen bleiben soll“ und Rassismus in der Stadt keinen Platz hat.
Etwas mehr als 300 Demonstranten machten deutlich, was sie von „rechter Hetze“ halten. Auch Ratspolitiker von SPD, Grünen und FDP sowie auch einige der neuen Kandidaten nahmen am Protestzug teil. Auch Landrat Jürgen Müller sowie die SPD-Bundes- und Landtagsabgeordneten Stefan Schwartze und Angela Lück schlossen sich den Demonstranten an.
Begleitet von Polizei zogen Menschen aus dem gesamten Kreis Herford und Bielefeld vom Bünder Bahnhof über die Bahnhofstraße durch die Innenstadt bis zum Steinmeisterpark, in dem eine Abschlusskundgebung stattfand. Auch zwischenzeitlich starker Regen trübte die Stimmung nicht.
Aufgerufen hatten die Initiative 9. November Bünde sowie der Verein Jugendzentrum Bünde (Villa Kunterbunt). Unterstützt wurden sie von den Jusos, der Aleviten-Gemeinde Bünde, dem Verein International, dem DGB, „Fridays for Future“ sowie der Jugendbewegung „Rise up for Justice Bielefeld“ (Steh’ auf für Gerechtigkeit).
»Das war unser erstes starkes Zeichen gegen die AfD hier in Bünde«
„Bünde ist keine Insel“, hieß es an verschiedenen Stellen mehrfach. „Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien finden auch in Bünde eine zunehmend aggressive Gefolgschaft. In den sozialen Medien und an den Stammtischen wird systematisch Hetze betrieben“, so die Organisatoren des Protests.
Doch es ging nicht nur allein um ein deutliches Zeichen und einen gesellschaftlichen Pakt gegen Rechts. Die Organisatoren forderten für ein solidarisches Bünde aber auch „sichere Räume für selbstbestimmte Kinder- und Jugendarbeit“ und meinten damit in erster Linie die Jugendzentren „Atlantis“ und „Timeout“ sowie die „Villa Kunterbunt“. Auch „sicherer und guter Wohnraum“ stand neben weiteren Punkten auf der Agenda.
In mehreren Redebeiträgen am Bahnhof, auf dem Rathausvorplatz und zuletzt im Steinmeisterpark wurden auch zahlreiche Passanten auf die oft „versteckte Gefahr“ von Rassismus und Antisemitismus aufmerksam gemacht. Besonders anrührend waren dabei die Ansprachen des jungen Vertreters von „Rise up for Justice“ und der jungen Vertreterin der „Fridays for Future“-Bewegung Bünde.
„Ich bin ein Ostwestfale, der von Rassismus betroffen ist. So wie mir geht es vielen nicht-weißen Menschen. Deutsch, aber trotzdem fremd. Unsere Familien leben seit Generationen hier“, so der junge Redner. Er machte deutlich dass Rassismus nicht immer nur „Horrorgeschichten über prügelnde Neonazibanden“ seien. „Ich spreche über die kleinen täglichen Nadelstiche und Verletzungen des Alltagsrassismus’“. Den spüre er bei Bewerbungen, weil er einen anders klingenden Namen habe. Ladendetektive würden eher ihn beobachten, als einen weißen Kunden. „Ich bin nicht überempfindlich, nur weil ich Rassismus wahrnehme und darüber spreche“, sagte er.
Die junge Rednerin von „Fridays for Future“ machte deutlich, dass es ihrer Initiative nicht nur um Klima- und Umweltschutz gehe. „Ohne die Villa Kunterbunt würde es uns nicht geben. Sie hat uns, als wir angefangen haben, einen Platz gegeben, an dem wir uns treffen konnten und hat uns unterstützt, wo es nur ging. Und auch wir wollen in unserer Stadt, in der wir leben, keinen Rassismus haben.“
Mehrere Beiträge folgten im Steinmeisterpark, wo auch ein Grußwort von St. Josef-Gemeindereferent Ulrich Martinschledde, der nicht anwesend sein konnte, verlesen wurde. Er machte besonders den jungen Menschen Mut: „Ihr seid ein Zeichen dafür, dass wir hier in Bünde mehrheitlich keine Rattenfänger und politischen Brandstifter wollen und all denen, die mit populistischen Meinungen und diffusen Ängsten Politik machen wollen, keine Bühne bereiten.“
Die Organisatoren waren mit der Demo und der Resonanz sehr zufrieden. Von ihnen hieß es: „Das war hier in Bünde unser erstes starkes Zeichen gegen die AfD.“