Bis 2024 kann der Verein noch das Bonhoeffer-Haus nutzen, muss sich aber Gedanken für die „Zeit danach“ machen. Eine Idee wurde im Sozialausschuss schon genannt.
Von Gerald Dunkel
Bünde. Dass der Verein International eine wichtige Arbeit zur Integration von Geflüchteten leistet, kann und will niemand bestreiten. Allerdings braucht er für seine Sprachkurse, die Fahrradwerkstatt und die weiteren Integrationshilfen Platz, den ihm bislang das Bonhoeffer-Haus an der Wehmstraße ausreichend bot. Doch wie mehrfach berichtet, soll das Gebäude der Lydia-Kirchengemeinde abgerissen werden. Es sei energetisch nicht mehr tragbar und auch die Raumaufteilung schränke die Nutzungsmöglichkeiten stark ein, heißt es schon seit Jahren von den Verantwortlichen. Nach einem Beschluss im Ausschuss für Soziales und Integration steht einer weiteren Nutzung zumindest für das laufende Jahr nichts im Wege. Doch für 2024 kündigen sich die Abrissbagger an.
Wie Ulf Dreier (SPD) in der Ausschusssitzung erklärte, habe die Kirchengemeinde wohl erklärt, dass das Bonhoeffer-Haus in 2023 noch nicht abgerissen werden soll. Grund seien Architektenverträge und Termine für die Vorlage von Entwürfen für den Neubau, die noch etwas auf sich warten lassen. Deshalb sei laut Dreier wohl auch die Kirche froh, „wenn der Verein International weiterhin Nutzer wäre, da sich derzeit einerseits viele Gruppen treffen und das Gebäude als Leerstand Ziel von Vandalismus werden könnte“. Dreier sprach in dem Zusammenhang von einer „Win-Win-Situation“.
Vonseiten der SPD, so Ulf Dreier, würde man dem Antrag des Vereins International auf finanzielle Unterstützung seiner Arbeit in Höhe von 9.200 Euro für 2023 und einer Übernahme der Nebenkosten im Rahmen der weiteren Nutzung des Bonhoeffer-Hauses zustimmen. Dreier schränkte aber zugleich ein, dass man dieser Unterstützung im Zusammenhang mit dem Bonhoeffer-Haus „letztmalig zustimmt“.
„Ab 2024 muss es eine neue Möglichkeit geben“, so Dreier, der als Beispiel dafür die aktuell noch als „Altentagesstätte“ bezeichnete Begegnungseinrichtung an der Klinkstraße nannte. Dort könnte der Verein Kellerräume für die Fahrräder nutzen und im oberen Bereich Sprachkurse veranstalten.
Auch Georg Kruthoff (CDU) schloss sich Dreier an und sagte: „Wir folgen diesem Gedankengang. Wir haben jetzt noch eineinhalb Jahre Zeit, bis das Damokles-Schwert ,Abriss’ zuschlägt. Man muss sich aber vorher Gedanken machen, wo wir mit dem Verein International hinwollen.“ Dem schlossen sich auch Eyüp Odabasi (Grüne) und Mareike Liebig (Die Linke) an. Im Beschluss hielt das Fachgremium fest, dass die Stadt die finanzielle Unterstützung von 9.200 Euro leisten soll und dass in der Herbsitzung des Ausschusses ein konkreter Zeitpunkt für ein Ende der Nutzung des Bonhoeffer-Hauses genannt werden soll, weil dann womöglich klarer erkennbar sei, wann der Abriss terminlich ansteht. Der Entscheidung schlossen sich 16 Ausschussmitglieder an. Sven Schäffer (FDP) enthielt sich.
Dem Verein International wurden zuvor von der Stadt Räume in der ehemaligen Britensiedlung in Hunnebrock angeboten, was im Verein jedoch auf wenig Gegenliebe stieß. Vom Verein wurde zunächst die „geografische Randlage abseits des Stadtzentrums in Hunnebrock“ kritisiert. „Wenn man Integrationsarbeit ernst meint, dann gehören Geflüchtete zum Stadtbild dazu“, hieß es in einer Stellungnahme des Vereins International. Und weiter: „Eine Verdrängung manchmal problematischer Personengruppen in Randlagen fördert Gettobildung und Parallelgesellschaften und steht im Widerspruch zur öffentlich propagierten Willkommenskultur.“
Ferner seien im angebotenen „Medical Center“ Raumgrößen nicht passend. Eine Fahrradwerkstatt könne dort nicht eingerichtet werden und auch die Sprachkurse seien nur mit großen Einschränkungen möglich. Das sah Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst im November anders. Aus seiner Sicht sei im „Medical Centre“ alles „möglich, was der Verein braucht.“ Auch eine Fahrradwerkstatt ließe sich in der Nähe realisieren. „Im Stadtgebiet gibt es 100 Garagen, die zu den Bima-Unterkünften gehören“, sagt Bohnhorst. Diese seien fast alle leer. „Da ließen sich Fahrräder deponieren“, teilt er weiter mit.
Für Sprachkurse verweist er auf das Stadtteilbüro, das sich in direkter Nähe zum „Medical Centre“ befindet. „Auch dort gibt es einen Raum, wo man zwölf Menschen beschulen könnte“, sagt er. Zudem wären auch Sprachkurse im Welcome-Center an der Behringstraße möglich. „Man könnte Sprachkurse dort anbieten, wo die Flüchtlinge wohnen“, sagt er.
Fest steht, dass Verein, Politik und Stadtverwaltung nun erst einmal ein paar Monate Zeit gewonnen haben, sich erneut auf die Suche nach einer neuen Bleibe zu machen, bevor wahrscheinlich im kommenden Jahr die Bagger an der Wehmstraße anrücken.