Vom Klang des Orients, NW Bünde 20.03.2023

Bei der Nacht der Bibliotheken in der Bünder Stadtbücherei bieten Aram Hame und Hosam Alibrahim einen faszinierenden Einblick in die syrische Kultur.


Aram Hame und Hosam Alibrahim (l.) gestalten den Syrischen Abend zur Nacht der Bibliotheken unter dem Motto „grenzenlos“ in der Stadtbibliothek. Foto: Ralf Bittner

 Von Ralf Bittner

Bünde. „Alle Wege führen nach Rom, nach Bünde führt nur ein Weg der Liebe“, heißt es in einem selbst geschriebenen Gedicht Aram Hames, das er in der Stadtbibliothek vorträgt. Wahrscheinlich muss man dem Tod entkommen und als Geflüchteter oder sonst Außenstehender nach Bünde gekommen sein, um eine derart poetische Liebeserklärung an eine Stadt zu formulieren, in der „jede Elsebrücke eine Seele aus Liebe“ hat.

Der selbst geschriebene Text ist kein Gedicht im klassischen Sinne, sondern lebt von Rhythmus, arabeskenhaften Ausschmückungen, überraschenden Sprachbildern und Assoziationen. Das verbindet seinen Text mit Gedichten der kurdischen Dichter Melayê Cezîrî oder Cegerxwîn.

Cezîrî starb 1640. Cegerxwîns Familie war 1914 vor dem Kämpfen des Ersten Weltkriegs aus dem kurdischen Teil der Türkei nach Syrien geflohen. Er wurde zunächst Geistlicher, war dann in Syrien, dem Nordirak und im Libanon politisch aktiv, bevor er nach Schweden floh und dort 1984 verstarb.

Cegerxwîn hat auch viele politische Gedichte geschrieben“, sagte Hame. Für den „Syrischen Abend“ als Teil der Nacht der Bibliotheken hatte er sich aber ausschließlich Texte zum Thema „Liebe“ ausgesucht. Die trug er in Originalsprache – Kurdisch oder Arabisch – vor, einige dazu auch in eigenen Übersetzungen. 

So bekamen die Zuhörer, die der Einladung in die Bibliothek gefolgt waren, einen Eindruck von einem Lyrikverständnis, bei dem Sprachmelodie und Inhalt eine dicht miteinander verwobene, fast musikalisch anmutende Einheit bilden. Passend dazu gestaltete Hame den Abend gemeinsam mit dem Oud-Spieler und Sänger Hosam Alibrahim.

Alibrahim war 2015 vor dem syrischen Bürgerkrieg geflohen und lebt inzwischen in Bünde. Im Wechsel mit Hames Vortrag nahm er die Zuhörer mit in die faszinierend-kontrastreichen Klangwelten arabischer, syrischer und kurdischer Musik, die heute zugleich fremd und vertraut erscheint.

Hame gehört als Beisitzer zum Vorstand des Vereins International, der den Syrischen Abend als Teil der „Nacht der Bibliotheken“ in Kooperation mit der Bücherei organisiert hatte. „Der syrische Abend passte wunderbar zu ‚grenzenlos‘, dem landesweiten Motto der Aktion“, sagt Bibliotheksleiterin Ina Reßler, die mit ihrem Team bereits ab 17 Uhr mit Medienflohmarkt, Mini-Bücher basteln oder dem Programmieren von Robotern ein vielfältiges Programm geboten hatte.

Als weiterer Kooperationspartner zeigte Dominic Kostroß von „Me Vivo“ Kräftigungsübungen für Schultern, Rücken und Nacken, also speziell für Menschen, die viel Zeit am Computer oder lesend verbringen.

Mit dem Besucherzuspruch ist Reßler zufrieden: „Es waren sogar Besucher da, die noch keine Bibliotheksnutzer sind.“