Verein International lehnt neue Räume ab, NW 29.11.2022

Im Bonhoeffer-Haus, dessen Zukunft ungewiss ist, kann der Hilfsverein nicht bleiben. Nun schlägt die Verwaltung den Umzug nach Hunnebrock vor. Das stößt bei den Helfern auf Kritik.

Von Florian Weyand

Bünde
. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Innenstadt bietet der Verein International Sprachkurse an, hilft bei der Integration und betreibt auch eine Fahrradwerkstatt. Weil die Zukunft des Gebäudes unsicher ist, werden neue Vereinsräume gesucht. Nun hat die Verwaltung den Umzug in das ehemalige britische „Medical Centre“ an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Doch von der Idee sind die Verantwortlichen vom Verein International nicht begeistert. 

Anfang November hat es einen Austausch zwischen dem Verein und Vertretern der Verwaltung gegeben. Auch zu einem Ortstermin in Hunnebrock ist es gekommen, so dass die Vereinsverantwortlichen sich die Räume an der Kleiststraße anschauen konnten. „Ergebnis dieses Vor-Ort-Termins ist eine insgesamt negative Bewertung der Räumlichkeiten“, teilt der Verein International in einem Schreiben an die Stadt Bünde mit. 

Zu Problemen am neuen Standort kommt es laut Schreiben schon bei der Hauptarbeit des Vereins, den Deutschkursen. In den vorgesehenen Räumen finden laut Verein International „gegenwärtig und bis auf absehbare Zeit Integrationskurse in Trägerschaft der Volkshochschule werktags zwischen 9 und 13 Uhr statt“. Das bedeutet für den Verein, dass diese Räume für die eigenen Sprachangebote, die in der Regel ebenfalls vormittags stattfinden, nicht nutzbar sind. „In diesem Fall würden Lernwillige mit Kindern faktisch von einer Teilnahme ausgeschlossen“, teilt der Verein mit. 

Auch die Fahrradwerkstatt könne laut Verein International nicht mehr so arbeiten wie bisher. „Innerhalb des Gebäudes besteht keine Möglichkeit, eine Fahrradwerkstatt einzurichten. Wenn der Verein dieses Angebot fortsetzen möchte, müsste dieses räumlich abgekoppelt und außerhalb des angebotenen Standorts organisiert werden“, teilt der Verein mit. 

Zudem ist man mit dem Angebot für eigene Büroräume nicht zufrieden. Zwar stehe dem Verein International im „Medical Centre“ ein abschließbarer Büroraum zur Verfügung, mit einer Größe von 10,9 Quadratmetern sei dieser aber zu klein. Die Vereinsgegenstände – Kopierer, Schulbücher, Akten, Bastel- und Malsachen, Kinderspielzeug, Kücheneinrichtungen – ließen sich dort nicht vollständig unterbringen. „Die verfügbare Fläche wäre bestenfalls als Lagerraum geeignet“, heißt es vom Verein International. 

Auch an der geografischen Lage des angebotenen Standortes gibt es Kritik. Das „Medical Centre“ befindet sich in Hunnebrock und damit etwas abseits vom Zentrum der Stadt. Wenn man Integrationsarbeit ernst meine, dann gehören Geflüchtete zum Stadtbild dazu, teilt der Verein mit. „Aber eine Verdrängung manchmal problematischer Personengruppen in Randlagen fördert Gettobildung und Parallelgesellschaften und steht im Widerspruch zur öffentlich propagierten Willkommenskultur“, teilt der Verein mit. 

Sozialamtsleiter nimmt Stellung

Eigentlich sollte über die Entwicklungen beim Verein International im letzten Ausschuss für Soziales und Integration von der Politik debattiert werden. Weil der Hilfsverein kurzfristig eine Stellungnahme abgegeben hat, ist die Debatte vertagt worden, so dass sich die Politiker in den Fraktionen noch einmal austauschen können. 

Zu einigen Kritikpunkten hat Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst in der Sitzung dennoch Stellung genommen. Aus seiner Sicht sei im „Medical Centre“ alles „möglich, was der Verein braucht.“ Auch eine Fahrradwerkstatt ließe sich in der Nähe realisieren. „Im Stadtgebiet gibt es 100 Garagen, die zu den Bima-Unterkünften gehören“, sagt Bohnhorst. Diese seien fast alle leer. „Da ließen sich Fahrräder deponieren“, teilt er weiter mit.

Für Sprachkurse verweist er auf das Stadtteilbüro, das sich in direkter Nähe zum „Medical Centre“ befindet. „Auch dort gibt es einen Raum, wo man zwölf Menschen beschulen könnte“, sagt er. Zudem wären auch Sprachkurse im Welcome-Center an der Behringstraße möglich. „Man könnte Sprachkurse dort anbieten, wo die Flüchtlinge wohnen“, sagt er. 

Winfried Keller vom Verein International überzeugt das nicht. „Ich stelle fest, die Sichtweise, die Herr Bohnhorst vorgetragen hat, ist nicht deckungsgleich mit der Sichtweise des Vereins“, sagt er.