Der Verein International organisiert einen syrischen Abend
Von Philipp Tenta
Bünde. Zu einem poetischen Abend fern aller orientalischer Klischees hatte der Verein International ins Bonhoeffer-Haus geladen. Das Interesse, arabische Kultur aus erster Hand kennen zu lernen, war groß, viele Besucher mussten sich mit einem Stehplatz begnügen.
Aram Hame vereinte unterschiedliche syrische Dichter des 20. Jahrhunderts in seiner Lesung. Regimekritiker und politisch verfolgte Autoren konnten sich die Bühne mit Poeten im diplomatischen syrischen Dienst teilen. Nach kurzen Einführungen wurden die ausgewählten Gedichte zuerst auf Arabisch oder Kurdisch und danach auf Deutsch vorgetragen. Die arabischen Rezitationen waren ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art. Jede Silbe und oft auch jeder einzelne Buchstabe wirken klanglich ausgestaltet. Aram Hame gelingt es, seine orientalische Rezitationstechnik auch auf die deutschen Übersetzungen zu übertragen. Die Texte wirken dadurch besonders lebendig und authentisch.
Im Wechsel mit den vorgetragenen Gedichten musizierte Hosam Abrahim auf einer syrischen Ud. Im Gegensatz zur europäischen Laute, dem sehr ähnlichen Instrument, das im Mittelalter aus dem arabischen Raum importiert wurde, verfügt das Originalinstrument über keine Bünde. Dadurch werden feinste Tonabstufungen möglich, die in ungewohnte Klangwelten entführen. Ohne demonstrativ zur Schau gestellte Virtuosität zeigte sich Hosam Abrahim als begnadeter Geschichtenerzähler auf seinem Instrument. Nuanciert und facettenreich musizierte er im Dialog mit den poetischen Texten. Ein Buffet mit arabischen Spezialitäten gab zum Abschluss der kulturellen Begegnung Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaft mit geflüchteten Menschen zu machen oder den Abend ausklingen zu lassen.