Das Arbeitsjahr 2022 stand zu Beginn noch unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen.

Gestartet sind wir mit der Jahreshauptversammlung am 22. Februar im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Dort haben wir unseren bisherigen Vorstand in seinen wesentlichen Aufgabenbereichen bestätigt. Die Kassengeschäfte hat Liesel Englisch von der im Januar 2021 verstorbenen Carola Austermann übernommen.

Das Bünder Maikomitee, an dem wir als Verein beteiligt sind, hat in diesem Jahr auf die traditionelle Kundgebung am 1. Mai vor dem Rathaus verzichtet. Alternativ dazu hat der Verein zu einem 1.Mai-Frühstück eingeladen, das Gelegenheit zu einem politischen Meinungsaustausch im internen Kreis bot. Wichtiges Thema war der Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine Ende Februar des Jahres.

Weitergeführt haben wir den Deutschkurs aus dem Jahr 2021 unter der Leitung von Peter Kammann. Von den 12 Teilnehmenden konnten 11 Prüflinge ihr Zertifikat A2/B1 entgegennehmen. Sie sind damit für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert.

In den Herbstferien haben wir einen weiteren Deutschkurs gestartet, der sich an Anfängerinnen und Anfänger wendet. Hierfür haben sich 10 Teilnehmende gemeldet, die bis Weihnachten von Peter Kleinschmidt an vier Werktagen im Bonhoeffer-Haus unterrichtet wurden.

Unser Mitglied Aram Hame hat erfolgreich seinen Nachhilfeunterricht Mathematik während des gesamten Jahres fortgesetzt. Die mit ihm geplante syrisch-deutsche Kulturveranstaltung in der Pauluskirche hat leider nicht stattgefunden. Im Jahr 2023 wollen wir dieses nachholen. Aram ist mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Beratungsangebots geworden. Deshalb gilt ihm an dieser Stelle unser besonderer Dank für sein herausragendes Engagement.

Am 14. September hat der Ausschuss für Soziales und Integration unserem Antrag auf Fortsetzung der finanziellen Förderung im laufenden Haushaltsjahr mehrheitlich zugestimmt. Um auch für das nächste Jahr eine materielle Absicherung unserer Arbeit aus der Stadtkasse zu erreichen, haben wir am 2. November ein Informationsgespräch mit dem 1. Beigeordneten Günter Berg und dem Leiter des Sozialamts, Stefan Bohnhorst, geführt. Dem war ein Treffen mit Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger vorausgegangen.

Wie jedes Jahr hat der Verein anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November maßgeblich zur Gedenkveranstaltung am jüdischen Mahnmal in der Marktstr. beigetragen. Der Film über die Schicksale der Bünder Juden mit dem Titel „Der Geschichte Gesichter geben“ wurde an alle weiterführende Schulen in Bünde und Umgebung sowie an die Stadtbücherei Bünde als DVD für den Unterricht übergeben. Wir haben an der Produktion und Finanzierung des Films einen erheblichen Anteil und damit auch ein bleibendes Stück Lokalgeschichte geschrieben.

Trotz Corona wurde die Fahrradwerkstatt jeden Donnerstagnachmittag im Bonhoeffer-Haus auch im Jahr 2022 regelmäßig nachgefragt. Hier werden Fahrräder repariert und gewartet. Die Fahrradwerkstatt vermittelt auch gebrauchte Räder an Interessierte unabhängig von ihrer nationalen Herkunft.

Intensiv fortgesetzt wurde auch die individuelle Beratungstätigkeit des Vereins. Dabei geht es beispielsweise um die „Übersetzung“ von amtlichen Schreiben, Klärung des Aufenthaltstatus, günstige Energietarife, Kontakte zu KiTa und Schule, Schuldnerberatung und andere Dinge des persönlichen Alltags. Hierbei hat sich mit besonderer Intensität Maria Bürger de Castillo hervorgetan. Das Sprachcafé (früher Café International) hat seine Arbeit eingestellt, weil der Bedarf danach inzwischen weitgehend entfallen ist. 

Im September verstarb unser Mitglied Karl Ressler. Mit ihm verlieren wir eine tragende Säule der Vereinsarbeit. Seine Beratungshilfe und Erfahrung hinterlässt eine große Lücke. 

Mit dem Verein „Asyl Spenge“ und dem „Haus der Kulturen“ in Enger hat es im November einen Informationsaustausch über die Situation der örtlichen Flüchtlingsbegleitung gegeben. 

Anlässlich des „Runden Tisches“ des Kommunalen Integrationszentrums bei der Kreisverwaltung Herford wurden wir im Dezember über die Möglichkeiten des neuen Chancen-Aufenthaltsrechts für langjährig geduldete Flüchtlinge informiert.

Wir danken an dieser Stelle allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement in der Integrationsarbeit.

Der Verein hat zum Jahreswechsel 2022/23 40 Mitglieder.

 

 

 

 

Der Verein International hat jetzt sein Versprechen eingelöst und den Film „Der Geschichte Gesichter geben“ an die Stadtbücherei Bünde und die weiterführenden Schulen übergeben. Die 80minütige DVD soll die Geschichte der Juden in Bünde dokumentieren und nachfolgenden Generationen zugänglich machen. Er soll vornehmlich im schulischen Unterricht gezeigt werden. Weitere Aufführungen wären im Museum, im Kino Universum, in der Volkshochschule sowie in Kultur- und Jugendeinrichtungen möglich. Jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder Heranwachsende in Bünde und Umgebung, so der Wunsch der Beteiligten, sollte den Film gesehen oder mindestens davon gehört haben. „Diese Form der Erinnerungsarbeit ist insofern auch geboten, weil direkte Begegnungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kaum noch möglich sind“, so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International. 
Der Bünder Filmemacher Norbert Kaase hielt die Gespräche mit den Zeitzeugen auf mehr als 30 Videokassetten fest. „Und da sind nicht nur einfache Gespräche zu sehen, sondern echte Emotionen“, betont Christina Jaffe. Sie hatte als damalige Lehrerin am Marktgymnasium maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der dortigen Netzwerkgrupppe. Ein Teil der Arbeit basiert auch auf Materialien aus Büchern des Historikers Norbert Sahrhage. Wieder anderes, so Jaffe weiter, sei durch die Aufzeichnungen der jährlichen Mahn- und Gedenkveranstaltung an der Marktstraße anlässlich der Reichspogromnacht hinzugekommen.

Der Film ist auch im Internet unter https://www.youtube.com/watch?v=cF9LVcaOxtY
zu sehen.

 

 

Mit zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unterschiedlichen Herkunftsländern ist in den Herbstferien ein neuer Deutschkurs des Vereins International Bünde im Dietrich-Bonhoeffer-Haus gestartet. An vier Werktagen werden Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Irak und Indien jeweils drei Stunden täglich in die Grundlagen der deutschen Sprache unter Anleitung von Lehrer Peter Kleinschmidt eingeführt. Der Unterricht richtet sich an Anfängerinnen und Anfänger mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen. „Wir bemühen uns darum, dass die Teilnehmer sprachlich alltagstauglich werden und sich in ihrem Arbeits- und Wohnumfeld zurechtfinden“, so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins, zur Zielsetzung des Angebots. Der Sprachkurs ist zunächst bis Weihnachten des Jahres befristet.

 

In Erinnerung an die Reichspogromnacht 1933 lädt das Bünder Maikomitee zur traditionellen Gedenkveranstaltung am Mittwoch, den 9. November (17.00 Uhr) ein. Das Treffen beginnt mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in der Marktstrasse gegenüber dem Gymnasium. Anschließend werden die Namen der Bünder Juden verlesen, die während der Nazizeit in Konzentrationslagern ermordet wurden.
Das Maikomitee ist ein Zusammenschluss aus der Alevitischen Gemeinde, dem DGB, der Initiative 9. November, des Jugendzentrums Villa Kunterbunt und dem Verein International.

Ulrich Papke erläutert die Schwerpunkte des Vereins im Berichtszeitraum 2020 und 2021. Aufgrund der Coronapandemie mußte die öffentliche Arbeit des Vereins weitgehend zurückgefahren werden. Es hat aber weiterhin Einzelfallhilfe gegeben, wobei sich Maria Bürger de Castillo besonderes ausgezeichnet hat. Ferner ist Aram Hame zu nennen, der ein kontinuierliches Angebot an Mathematik-Nachhilfe aufgebaut hat. Seine Schülerinnen und Schüler kommen zum Teil weit über die Bünder Stadtgrenzen hinaus. Fortgesetzt wurde auch die Fahrradwerkstatt, die donnerstags ab 17 Uhr im Keller des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses zur Verfügung stand.

Unter der Leitung von Peter Kammann wurde ein Deutschkurs mit dem Sprachniveau B2 durchgeführt. Für einen weiteren Kurs (B1) mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern steht im März des Jahres der Prüfungstermin bei der VHS in Herford an. Die Radtour in Herbst 2021 litt unter schlechtem Wetter und hatte daher nur eine schwache Beteiligung. Für Kanufahrten auf der Else im Rahmen des NRW-Programms „Aufholen nach Corona“ erhielt der Verein auf Antrag einen Zuschuss des Jugendamts über 500 Euro. Nicht gefördert wurde dagegen der Nachhilfeunterricht von Aram Hame, weil die Förderrichtlinien dem entgegen standen.

Ein weiterer Schwerpunkt war die finanzielle Förderung des Films „Der Geschichte Gesichter geben“. Dabei geht es um die Arbeit der Netzwerk-AG am Marktgymnasium und die Geschichte jüdischer Bürgerinnen und Bürger in der NS-Zeit.

Einen schweren Rückschlag erlitt der Verein durch den plötzlichen Tod der langjährigen Kassiererin Carola Austermann am 14. Januar 2021. Sie war mit ihrer zuverlässigen Kassenführung ein unersetzbarer Bestandteil der Vereinsarbeit und auch als Mensch eine geschätzte Person.