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Das Café International sucht neue Räume, NW Bünde 17.11.2017

Umzug: Ende des Jahres muss der Verein International das Jugendheim in Ennigloh räumen. Mit dem Café International würde er gerne ins Bonhoeffer-Haus ziehen. Er hat beantragt, dass die Stadt Bünde die Miete übernimmt. Das sind 10.320 Euro im Jahr. Der Sozialausschuss entscheidet am Montag darüber.

Von Anne Webler

Bünde. Seit drei Jahren betreibt der Verein International im ehemaligen Jugendheim in Ennigloh jeden Donnerstagnachmittag das Café International. 25 Ehrenamtliche helfen dort Geflüchteten mit unverständlichen Behördenbescheiden, bei der Suche nach einem Kitaplatz und Fragen zum Gesundheitssystem.

Ende des Jahres muss der Verein das Jugendheim räumen, es wird zur Kita umgebaut. Der Verein würde gerne ins Bonhoeffer-Haus ziehen und hat beantragt, dass die Stadt Bünde die monatlichen Mietkosten in Höhe von 860 Euro, im Jahr 10.320 Euro, übernimmt. Der Sozialausschuss entscheidet darüber in seiner nächsten Sitzung am Montag, 20. November.

Die Stadt Bünde hatte dem Verein International als Ersatz für das Jugendheim die Räume im ehemaligen "Medical Centre" der Briten in der Kleiststraße angeboten, das lehnt der Verein ab. Die Raumaufteilung sei ungeeignet, sagt Ute Fröhlich, vor allem lägen die Räume am falschen Ort. Viele Flüchtlingsfamilien wohnten in Ennigloh, die wären dann außen vor. Ebenso die Familien aus der Engel- und Behringstraße sowie die Geflüchteten aus den Wohnheimen am Habighorster Weg und an der Mühlenbachstraße. Die wären bei einem Umzug des Café International nach Hunnebrock abgehängt, sagt auch Winfried Keller. Die Familien aus der Kleist- und Eichholzstraße seien dagegen schon integriert. "Die brauchen uns nicht mehr", so Fröhlich.  Das Bonhoeffer-Haus liege zentral. "Wir möchten, dass die Flüchtlinge gesehen und nicht an die Peripherie gedrängt werden", sagt Keller. Das fördere nur die Ghettoisierung.

Die Lydia-Gemeinde würde dem Verein den ehemaligen Jugendtrakt des Bonhoeffer-Hauses zu folgendem Mietpreis überlassen: Für die Nutzung des Erdgeschosses, um dort einmal wöchentlich ins Café International einzuladen, 560 Euro Warmmiete pro Monat, für die Nutzung des Dachgeschosses als Büro und Versammlungsraum 300 Euro pro Monat warm. Der Verein sieht sich nicht in der Lage, diese 860 Euro im Monat aus Eigenmitteln zu finanzieren.

Mitglieder des Verein International haben sich zu einem Vorgespräch mit Vertretern der Verwaltung getroffen. "Scheinbar herrscht in Teilen der Verwaltung ein völlig falscher Eindruck, was im Café International passiert", sagt Fröhlich. "Als wäre das ein Kaffeeklatsch." Vor drei Jahren, in der Anfangszeit des Cafés, sei es tatsächlich ein Ort der Begegnung zwischen Flüchtlingen und Deutschen gewesen, räumt Keller ein.

Das habe sich verändert. "Heute ist das Kaffeetrinken ein niedrigschwelliges Angebot, um die Probleme des Alltags zu lösen." Die Geflüchteten kämen mit Behördenbescheiden, "die ich als Deutscher schon nicht verstehe." Er rufe dann bei der Stadt an und kläre, was gemeint ist.

"Wir leisten im Café International soziale Arbeit mit dem Ziel der Integration", sagt Fröhlich. Deutsch zu lernen sei dabei am wichtigsten. Deshalb organisiert der Verein seit zwei Jahren Sprachkurse im Bonhoeffer-Haus. Bis zu drei Kurse laufen täglich. 160 Geflüchtete haben teilgenommen, knapp die Hälfte hat bei der Volkshochschule eine Abschlussprüfung absolviert und ein anerkanntes Sprachzertifikat erworben. Die Kosten der Sprachkurse von 70.000 Euro hat der Verein ausschließlich aus Spenden finanziert. Darauf ist Ute Fröhlich stolz. Die Räume des Bonhoeffer-Hauses habe die Lydia-Gemeinde ihnen für die Sprachkurse bislang kostenlos zur Verfügung gestellt. Dafür seien sie dankbar.

Die Arbeit des Vereins ist vielfältig. Auch um Paten für die Kinder Geflüchteter kümmern sie sich, um ihnen die Eingewöhnung und den Anschluss in der Schule zu erleichtern. Vereinsmitglieder haben mit der Polizei Flüchtlingen die deutschen Verkehrsregeln beigebracht, kürzlich haben sie mit den Frauen über Verhütung gesprochen. "Das Café International ist die Zentrale und der Pool, aus dem sich alle Aktivitäten entwickeln", sagt Fröhlich.

Die politischen Gremien entschieden über die Übernahme der Mietkosten, nicht die Verwaltung, sagte Kämmerer und Erster Beigeordneter Günther Berg auf Anfrage der NW. "Wir schätzen die Arbeit des Vereins. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel." Die Frage sei nur, ob die Arbeit des Vereins künftig im Bonhoeffer-Haus oder an anderer Stelle stattfinde.