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Leserbrief "Gruppen vor die Tür gesetzt", NW 19.06.2017

Zur Berichterstattung über die Pläne der Stadtverwaltung, das Jugendheim Ennigloh in einen Kindergarten umzuwandeln und die bisher dort untergebrachten Vereine und Institutionen vor die Tür zu setzen (NW vom 13. Juni), schreibt dieser Leser:

Im Artikel zum Jugendheim Ennigloh sowie in seinem Kommentar geht der NW-Redakteur sehr nachsichtig mit der Stadtverwaltung um. Natürlich ist es anerkennenswert, dass man in Bünde bemüht ist, neue Kindergartenplätze zu schaffen. Wenn man jedoch die Ausführungen des Beschlussvorschlags für den Jugendhilfeausschuss ein wenig kritischer anschaut, erkennt man schnell, dass dort einfach die einen gegen die anderen ausgespielt werden: Kindergartenplätze gegen Bürger-Engagement.

Das Jugendheim Ennigloh hat sich im Laufe der letzten Jahre für viele von Bünder Bürgern getragene Initiativen zu einer Heimat entwickelt. Immer, wenn eine Gruppe mit der Anfrage um einen Raum für ihre Initiative an die Stadt herantrat, wurde ihr die Mitbenutzung des Hauses erlaubt. Faktisch dient das Jugendheim inzwischen als Bürgerhaus.

Es wird intensiv durch zahlreiche verschiedene Gruppen und Vereine mit Büros bzw. als Treffpunkt für die Mitglieder und natürlich für die eigentliche bürgerschaftliche Arbeit genutzt: es gibt dort mehrere Sportgruppen, den Verein International, zwei Selbsthilfegruppen, den Kreis der Akkordeonspieler, das Kultur-Karree, den nahezu täglichen Kleingruppenunterricht für Flüchtlinge, jeden Donnerstag das bekannte und von vielen Menschen besuchte Café International und einiges anderes. Es muss den Verantwortlichen in Verwaltung und Rat klar sein, dass Bünder Bürger mit ihren Interessen und selbst getragenen Initiativen im Ennigloher Jugendheim eine gesellschaftlich bedeutsame Arbeit leisten, die ebenso wie die Kindergärten der Unterstützung der Stadt bedarf.

Die Pläne der Verwaltung machen eine ganz andere Haltung deutlich: Sie bedeuten, dass man die Initiativen und Gruppen ab Januar 2018 einfach vor die Tür setzt. Darin zeigt sich ein kurzsichtig-kaltschnäuziger Umgang mit dem für die Stadt in vielen Belangen wichtigen Bürger-Engagement, das man auf diese Weise einfach übergeht und somit abqualifiziert.

Hoffentlich erkennt der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend, dass der Entwurf der Verwaltung übers Knie gebrochen wurde und nur eine wunderbar einfache Vermehrung von Kindergartenplätzen suggeriert. Er darf keine politische Mehrheit erhalten.

Dors-Lothar Prokob
Bünde


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11 - Bünde, Montag 19. Juni 2017