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Solidarisch in Richtung Veränderung, NW 03.05.2017

Maikundgebung: Unter dem Motto "Zusammen gehört uns die Zukunft!" setzt das Maikomitee ein Zeichen der Solidarität, das über den Tag hinaus wirken soll

Von Ralf Bittner

Teilhabe, gute Arbeit und Löhne, einen solidarischen Sozialstaat, Schutz von Menschen, die vor Not, Krieg oder Verfolgung fliehen, gehörten zu den Forderungen, die Patrick Schreiner von der Bundesverwaltung der Gewerkschaft Verdi in seiner Rede auf dem Rathausplatz formulierte. Etwa dreihundert Menschen waren zur Maikundgebung gekommen, die in Bünde nicht vom DGB, sondern vom Maikomitee ausgerichtet wird.

Dazu gehören DGB Bünde, Verein International, Villa Kunterbunt, Aleviten Gemeinde Bünde und neuerdings die "Initiative 9. November". Während das bundesweite DGB-Motto "Wir sind viele. Wir sind eins" Gerechtigkeit in Deutschland, einen handlungsfähigen Staat dank Steuergerechtigkeit und eine Beteiligung der Arbeitgeber bei den Sozialversicherungsbeiträgen fordert, erinnerte der lokale Aufruf "Zusammen gehört uns die Zukunft!" daran, dass der 1. Mai kein Feiertag ist, sondern ein "Tag der Solidarität" mit allen, die Veränderung wollen. Entsprechend unterschiedlich fielen die Redebeiträge aus.

Gemeinsam: Gewerkschaftschor und der Chor der alevitischen Gemeinde stehen erstmals zusammen auf der Bühne. - © Ralf Bittner
Gemeinsam: Gewerkschaftschor und der Chor der alevitischen Gemeinde stehen erstmals zusammen auf der Bühne. | © Ralf Bittner

"Wenn es die Gewerkschaften nicht gäbe, müsste man sie erfinden", sagte Siegbert Ruppel vom DGB bei der Begrüßung, formulierte für das Maikomitee aber auch Forderungen jenseits klassisch gewerkschaftlicher Themen wie ein Ende von Rüstungsexporten oder einen Abschiebestopp nach Afghanistan, kein Wunder, ist er auch im Verein International aktiv, der einige Menschen begleitet, die davon bedroht sind.

Auch er erklärte sich solidarisch mit Menschen, die sich überall gegen Unterdrückung wehren. In seinem Grußwort lobte der stellvertretende Bürgermeister Ulf Dreyer (SPD) die Leistung Ehrenamtlicher bei der Integration und kündigte verstärktes Engagement der Stadt im sozialen Wohnungsbau an, das nicht nur Geflüchteten zugute kommen werde.

Siegbert Ruppel: Mai-Komitee-Sprecher begrüßt die Gäste. - © Ralf Bittner
Siegbert Ruppel: Mai-Komitee-Sprecher begrüßt die Gäste. | © Ralf Bittner

Irmgard Pehle erteilte für das "Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford" jedem Populismus als Alternative für Deutschland ein Absage und wies darauf hin, dass noch immer eine Gerechtigkeitslücke bei der Bezahlung von Frauen im Berufsleben bestehe.

Die von der AfD geforderte Streichung der Mittel für die Forschung, die sich genau damit beschäftigt, lehnte sie ab. Und sie sprach einen für die Gewerkschaften eher unangenehmen Punkt an: Auch Gewerkschafter wählen AfD. Hier gelte es in Gesprächen, im Betrieb und in Diskussionen Position zu beziehen und klar zu machen, dass die Partei keine Lösungen für die drängenden Probleme anzubieten habe.

Ralf Burnicki aus dem Umfeld der Villa Kunterbunt forderte die Abschaffung des Kapitalismus als Ganzes, da er das Leben der Menschen völlig durchdringe und sie zwinge, sich diesem System zu unterwerfen. Autorin Christina Zeides fragte in ihrem Text angesichts einer aus den Fugen geratenen Welt, wie sich eine bessere Welt erreichen lassen könnte. Ihre Lösung: Informieren, eine Position entwickeln und diese laut aussprechen, da sonst die Lautsprecher die Oberhand gewinnen - wie schon einmal in der deutschen Geschichte.

Eingebunden war alles in ein Kulturprogramm mit Arbeiterliedern vom Gewerkschaftschor und dem Chor der Aleviten Gemeinde, Auftritten des Duos "Die Zwei" und der "Backyard Ramblers", die so lange rockten, bis die letzten Besucher zum SPD-Fest im Steinmeisterpark wechselten.

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